20. November 2012

Die Erziehung des Dauphin, Teil II.



Marie Antoinette Anweisung 
an die Markgräfin Tourzel 

Ich will jetzt auch noch von seiner Umgebung sprechen: zwei Frauen Soney, Schwiegermutter und Schwiegertocher und Frau Billfort.
Frau von Soncy, eine sehr gute Frau, sehr gebildet, zuverlässig, aber üble Gewohnheiten. Die Schwiegertochter, gleiche Gewohnheiten, einfältig. Von meiner Tochter ist sie schon vor einigen Jahren entfernt worden, doch bei dem kleinen Knaben mag sie noch angehen. Im übrigen ist sie sehr anhänglich und gegen das Kind sogar ein wenig zu streng.
Frau von Villfort ist das gerade Gegenteil und verzieht ihn. Ihre Gewohnheiten sind nicht besser, eher ärger als die der beiden anderen; sie mögen sie nicht allzu sehr, doch vertragen sie sich sämtlich nach außen hin.
Die beiden ersten Frauen haben das Kind sehr gern; aber Lemoine schwatzt und klatscht in unerträglicher Weise, erzählt, was sie vom ganzen Hause weiß, gleich viel ob das Kind dabei ist oder nicht, das ist ihr ganz gleichgültig. Frau Neuville sieht sehr nett aus, ist klug und anständig, doch wird sie, wie es heißt, von ihrer Mutter, einer sehr intriganten Person, beherrscht.
Der Arzt Brunier besitzt in Krankheitsfällen mein vollstes Vertrauen; sonst aber muss man ihn in seine Schranken zurück weisen, er ist aufdringlich, und je nachdem er gelaunt ist, ein Spaßmacher oder ein Grobian.
Der Abbé D´Avaur ist zum Unterricht meines Sohnes vielleicht sehr geeignet; im übrigen hat er nicht eine Eigenschaft, die für den Verkehr mit meinen Kindern erforderlich wäre. Das hat mich auch bestimmt, ihm meine Tochter zu entziehen. Man muss sehr acht geben, daß er sich an meinen Sohn nicht außerhalb der Unterrichtsstunden herandrängt. Frau von Polignac hat diese Sorge sehr zu schaffen gegeben, und nicht einmal immer mit Erfolg: daran war die Gesellschaft der Untergovernaten schuld. In den letzten Tagen sind mir von diesem Abbé Worte des Undanks überbracht worden, die mir sehr missfielen.
Mein Sohn hat noch acht Kammerfrauen, die ihre Aufgabe sehr ernst nehmen, aber auf die ich nicht zählen kann. In der letzten Zeit sind im Hause viele üble Reden geführt worden, ohne dass ich genau wüsste von wem. Eine gewisse Frau Belliard kann ich immerhin nennen, die mit ihren Gefühlen nicht hinter dem Berge halten pflegt und, ohne sie zu verdächtigen, immerhin Vorsicht anraten.


13. November 2012

Leb wohl, meine Königin





Heute möchte ich euch den Film, "Les adieux à la reine" vorstellen. So wie versprochen, habe ich jetzt die DVD erhalten, und für euch angesehen.
Der Film spielt in der Zeit von Juli 1789, und zwar genau zu Beginn der Revolution. Es werden nur die drei Tage nach den Sturm auf  die Bastille erzählt.
Sidonie, dargestellt von der bezaubernden Léa Seydoux, erlebt als junge Vorleserin, die Tage in Versailles. Da sie der Königin hingebungsvoll zugeneigt ist, wird sie von Marie Antoinette für kleine Dienste und Gefälligkeiten beschäftigt, und Sidonie macht es gerne
Die Frisuren und die Kostüme sind gelungen und wirken authentisch. Etwas weniger Schminke bei den Herren hätte auch genügt, und war im späten 18. Jhdt. nicht mehr gebräuchlich.
Die Schauplätze sind original im Schloss Versailles und Petit Trianon aufgenommen, und die Rollen fast durchwegs französisch besetzt. Hier spielen Schauspieler nicht ein Schaustück, sondern präsentieren den Zuseher einen Teil ihrer Geschichte, erstklassig und nicht belehrend.
Diane Krüger beherrscht ihre Rolle als Marie Antoinette, und  ist neben Polignanc, Bertin und Champan nur in einer Nebenrolle. Die Hauptfigur ist die charmante  Sidonie, die Vorleserin der Königin.
Dialoge und die Beleuchtung sind neben der darstellerischen Leistung, geschmackvoll und dezent, und nicht so wie in amerikanischen Spielfilmen. Es gibt viele Szenen im Schloss am Abend und nächtens, und so gut wie keine Szenen im Studio. Kerzenlicht mit wenig Kunstlicht ist eine Herausforderung für jeden Beleuchter und Kameramann.
Nicht umsonst war dieser Film der Eröffnungsfilm der Berlinale 2012.
Für mich ist dieser Film, als Kenner mit einigen Wissen über diese Zeit, vorbehaltlos zu empfehlen, und bei Amazon erhältlich. Neben einer deutschen Fassung ist auch die Originalversion in Französisch zu hören.




7. November 2012

Beschreibung und Charakter des Dauphin- Louis Charles de Bourbon

Anweisung von Marie Antoinette,
an die Markgräfin Tourzel.

Mein Sohn wird in zwei Tagen vier Jahre und vier Monate alt; seine erster Anblick genügt. Er ist niemals krank gewesen, doch hat man an ihm schon in der Wiege eine außerordentliche Empfindlichkeit der Nerven wahrgenommen und das geringste ungewöhnliche Geräusch vermochte auf ihn eine Wirkung auszuüben. Seine ersten Zähne sind sehr spät, aber ohne den Anfall irgend einer Erkrankung durch gebrochen. Nur bei den letzten, ich glaube bei dem sechsten, hat er in Fontainebleau Krämpfe gehabt. Seither hat er noch zweimal daran gelitten zuerst im Winter 87 auf 88 und dann, als er geimpft wurde., doch dieses letzten mal nur in sehr leichtem Grade. Infolge seiner zarten Nerven erschrickt er bei dem ersten besten ungewohnten Geräusch. So fürchtet er sich zum Beispiel vor Hunden, weil er ihr Gebell nahe seinem Ohre gehört hat. Ich habe ihn niemals in ihre Nähe gezwungen, denn ich glaube, daß seine Furcht mit der Entwicklung seines Verstandes von selbst schwinden wird. Wie alle kräftigen gesunden Kinder ist er kopflos, leichtfertig und jähzornig, doch ist er dabei ein guter Junge und wenn ihn sein Leichtsinn nicht mit fortreißt, sogar von hingebender Zärtlichkeit. Und dann ist seine Eigenliebe außerordentlich entwickelt; bei richtiger Erziehung kann sie sich aber für ihn zum guten wenden. Solange er mit jemand sich nicht recht verträgt, weiß er an sich zu halten und seine Unarten und auch seinen Zorn zu meistern, und für ein braves, liebenswürdiges Kind zu gelten. Ein einmal gegebenes Versprechen hält er gewissenhaft ein, doch ist er sehr vorlaut; er wiederholt gerne, was er von Freunden gehört hat und fügt mitunter, ohne gerade lügen zu wollen, Selbsterfundenes hinzu. Das ist sein Größter Fehler, den man ihm abgewöhnen muss. Im übrigen ist er, wie gesagt, ein gutes Kind: mit Liebe und ein wenig Energie, ohne allzu große Strenge kann man bei ihm alles erreiche. Doch Strenge reizt ihn: er zeigt für sein Alter bereits viel Festigkeit, So hat er sich zum Beispiel von seiner frühesten Kindheit an durch das Wort „Verzeihung“ verletzt gefühlt. Wenn er ein Unrecht begangen hat, tut und sagt er alles, was man von ihm verlangt, doch das Wort: „Verzeihen Sie“ bringt er nur unter strömenden Tränen und bitteren Schmerzen über die Lippen. Meine Kinder sind von Jugend auf im größten Vertrauen zu mir erzogen worden und müssen mir ihr Unrecht immer von selbst beichten. Wenn ich sie dann schelte, scheine ich eher bekümmert und über ihr Benehmen betrübt als erzürnt. Ich habe sie daran gewöhnt, mein Ja oder Nein für unwiderruflich zu halten, doch gebe ich ihnen dafür immer einen Grund an, den sie bereits verstehen können, damit sie nicht glauben, ich sei von übler Laune beeinflusst. Mein Sohn kann noch nicht lesen und lernt sehr schwer, doch hindert ihn hauptsächlich sein Leichtsinn am Fleiße. Von seiner hohen Geburt hat er keine Vorstellung, ich wünsche, dass dies so bleibt, unsere Kinder erfahren noch früh genug, wer sie sind. Seine Schwester liebt er sehr, denn er ist überhaupt gutherzig, und so oft ihm irgend etwas, sei es ein Spaziergang oder ein Geschenk, Freude macht, ist sein erstes Verlangen, daß seine Schwester ihr Teil davon erhalte. Er besitzt ein heiteres Gemüt, um seiner Gesundheit willen soll er möglichst viel an der Luft sein; nach meiner Ansicht lässt man ihn dabei am besten am Boden und auf den Terrassen arbeiten oder spielen, anstatt ihn weiter hinaus spazieren zu führen. Das umher laufen und spielen im Freien schlägt den kleinen Kindern viel besser an als das erzwungene Gehen, bei dem sie oft Seitenstechen bekommen.

Fortsetzung folgt

28. Oktober 2012

Falsch zitiert oder schlechter Aktionismus?




Sollen Sie doch Kuchen essen! Soll Marie Antoinette, Königin von Frankreich über Hungernde in der Zeit des Mehlkrieges  1777 gesagt haben.
In dieser Zeit war dieser Ausspruch, den man als Wanderanekdote bezeichnet, ganz und gäbe. Er geht nicht auf Marie Antoinette zurück, sondern ist schon viel älter, und bereits 1766 von Rousseaus zitiert worden.
Mit diesen Slogan hat die Diakonie der Evangelischen Kirche, auf den Hunger in der heutigen Welt aufmerksam gemacht.




Wer zu solchen Mittel greift, sollte seine Quellen genauer prüfen und Wahrheit von Verleumdung unterscheiden. Der Kuchensatz haftet an der historischen Person „Marie Antoinette“ so hartnäckig wie Verschwendung, Nepotismus und Ignoranz am alten Frankreich.
Eine postrevolutionäre, bürgerliche Literatur hat dazu beigetragen, das alte Frankreich als korrupt und dekadent darzustellen. Was  in einer gewisser Weise auch  zutraf.
Eine historische Persönlichkeit für Aktionismus zu missbrauchen und falsche Zitate zu verwenden, obendrein von einer religiösen Organisation, halte ich für misslungen und wenig überlegt.



13. Oktober 2012

Die Memoiren der Madame Campan



Morgen werden bei Ebay, eine selten  gut erhaltene Biographie, der Madame Campan versteigert.

Der Anbieter, ist ein deutsches Antiquariat, in Osnabrück und das letzte Angebot von heute ist sieben Euro, zuzüglich Versand.

Campan, J. L. H. 

Memoires sur la vie privée de Marie-Antoinette, reine de France et de Navarre ...
3 Bände. Troisiéme edition. Paris, Baudoin, 1823. Pappbände der Zeit mit handschriftlichen
Rückenschildern. Im Innendeckel jeweils mit dem Exlibris der "Fürstl. Wiedischen Bibliothek".

Hayn-Got. IV, 412. Collection des mémoires relatifs á la révolution francaise (Bd. 22-24). 
Etwas fleckig, Einbände gering bestossen, Rücken etwas abgeschabt, sonst gut erhalten.


Der Preis ist noch angemessen, da es sich um die Erstausgabe, ein Jahr nach dem Tod von Madame Campan handeln dürfte. Die  Übersetzung der gesamten Memoiren, erschien 1824, in Breslau, unter den Titel "Memoiren über das Privatleben der Königin Marie Antoinette von Frankreich". Der französischen Originalausgabe angeschlossen, waren Anekdoten, Dokumente usw. aus der Regierungszeit Louis XIV., XV., und Louis XVI.
Das angebotene Exemplare ist dem Alter entsprechend noch in einen guten Zustand. 


Dieser LINK führt dich zu der Auktion.



8. Oktober 2012

Das Attentat auf Louis XV.



5. Januar 1757

Der Herzog von Croy gibt uns eine genauere Auskunft über das Attentat des Robert Damiens:


Gegen sechs Uhr abends bei recht klarem Himmel, obwohl etwas diesig, bei Vollmond und strahlendem Fackelschein wollte der König zum Trianon zurückfahren, wo ein Großteil des Hofs verblieben war. Er nahm die letzte Stufe des Kleinen Gardesaals, um die Karosse zu steigen und stütze sich auf seinen Großstallmeister sowie auf den Oberstallmeister; der Duc d`Ayen und M. Le Dauphin folgten ihm, während der Hauptmann der Hundert Schweizer vorausging, es war also alles, wie es sein sollte.
In diesem Augenblick stürzte ein Mann zwischen zwei Gardesoldaten, die er nach rechts und links stößt, nach vorn, stößt eine Gardeoffizier beiseite und schlägt mit aller Kraft, von hinten, auf die rechte Schulter des Königs ein. Mit einem Federmesser und mit solcher Kraft, daß die Wucht oder der Handgriff des Messers den König vornüber wanken und ihn ausrufen läßt: „Duc d´Ayen, jemand hat mir einen Faustschlag versetzt!“
Dies alles geschah so schnell, daß der Mann durch die Schneise, die er sich geschaffen hat, rückwärts verschwinden kann, noch ehe die, die er fast zu Boden geworfen hat, sich wieder fassen, und niemand sieht etwas vom Hieb, zum Teil wegen des Fackelscheins, teil auch deshalb, weil man auf die unterste Stufe starrt.
Nach diesen Worten des Königs ruft der Marschall von Richelieu, der sich ebenfalls hinter ihm befindet: „Wer ist dieser Mann mit dem Hut?“ Der König wendet den Kopf und sagt, als er sicher ist, daß er an der Schulter getroffen wurde und nachdem er mit der Hand hin gefasst und sie voller Blut zurückgezogen hat: „Ich bin verletzt! Man verhafte, aber töte ihn nicht.






4. Oktober 2012

Marie Antoinette in der Conciergerie II.



Die Königin legte ihre Nachthaube ab, setzte sich auf einen Stuhl und sagt in liebenswürdigen Ton: „Rosalie, sie werden mir heute den Chignon* frisieren.“
Als der Hausmeister diese Worte hörte, eilte er herbei, bemächtigte sich des Kamms und sagt sehr laut, in dem er mich zurück stieß: „Lassen Sie, lassen Sie, das ist meine Sache!“ Erstaunt und mit einer unbeschreiblich hoheitsvollen Miene betrachtete die Köngin Lebeau. „Ich danke sehr“, sagte sie, stand auf, rollte ihr Haar selbst ein und setzte die Haube auf.
Ihre Haartracht war, seitdem sie sich in der Conciergerie befand, äußerst einfach; sie teilte das Haar über der Stirn, nachdem sie etwas wohlriechendes Puder darauf gestäubt hatte.
Madame Harel hatte ihr mit einem etwa ellenlagen weißen Band das Haar am Ende zusammengebunden, machte dann einen kräftigen Knoten und gab die beiden Enden des Bandes Madame, die sie selber kreuzte und auf dem Kopf befestigte und so ihrem (blonden und nicht roten) Haar die Form eines beweglichen Chignon gab.
An dem Tag, da sie dem Hausmeister Lebeau dankte und sich entschloss, von nun an ihr Haar selbst zu machen, nahm ihre Majestät, die Rolle mit dem weißen Band, die sie noch übrig hatte, vom Tisch und sagte mit trauiger und liebevoller Miene, die mir bis auf den Grund der Seele: „Rosalie, nehmen Sie dieses Band und bewahren Sie es als Andenken an mich.“ Mir kamen die Tränen, und ich dankte Madame mit einem Knicks.
Als ich auf dem Korridor war nach mir der Hausmeister das Band weg und sagte: „ Es tut mir sehr leid, daß ich die arme Frau verstimmt habe, aber meine Stellung ist so schwierig, daß ein Nichts mich zittern läßt!“
Am 2. August nachts, als die Königin aus dem Temple gekommen war, hatte ich bemerkt, daß weder Wäsche noch Kleider mitgekommen waren. Am nächsten Tag, und am folgenden verlangte, die unglückliche Königin Wäsche, und Madame Richard, die fürchtete, sich bloßzustellen, wagte nicht, ihr welche zu leihen oder zu schenken, Endlich begab sich Michonis, der in seinem Herzen ein anständiger Mensch war, zum Temple, und am zehnten Tag wurde aus dem Temple ein Paket gebracht, das die Königin rasch öffnete. Es enthielt schöne Batisthemden, Taschentücher, Halstücher, Strümpfe aus Seide oder schwarzer Flockseide, ein weißes Hauskleid für den Morgen, einige Nachthauben und mehrere Bandenden von verschiedener Breite. Madame war gerührt, als sie diese Wäsche sah, und sich zu Madame Richard und mir umwendend, sagte sie: „An der Art, wie das alles sorgfältig hergerichtet ist, erkenne ich die Aufmerksamkeit und Hand meiner armen Schwester Elisabeth."
Als ihre Majestät ins Palais kam, trug sie ihre große Trauerhaube, die Witwentracht. Eines Tages sagte sie in meiner Gegenwart zu Madame Richard.: „Madame, wenn möglich, hätte ich gern zwei Hauben statt einer, um wechseln zu können. Hätten Sie die Gefälligkeit, meine Trauertracht Ihrer Schneiderin anzuvertrauen? Ich glaube es wird genug Linon darin sein, um zwei Négligéhauben zu machen.
Madame Richard führte den Auftrag der Köngin ohne Schwierigkeiten aus, und als wir ihr die beiden neuen, ganz einfachen Hauben brachten, schien sie zufrieden; und zu mir sagt sie: „Rosalie, ich kann über nichts mehr verfügen; aber mit Vergnügen gebe ich Ihnen, liebes Kind, diese Messingeinfassung und Linonbatist, den die Schneiderin zurückgab.“
Ich verneigte mich bescheiden, um Madame zu danken; und noch immer bewahre ich diesen Linonbatist auf, den zu schenken sie mir die Ehre erwies.
Die Köngin litt unter einer großen Entbehrung. Man hatte ihr alle Arten von Nadeln verweigert, und sie liebte Beschäftigung und Arbeit sehr. Ich bemerkte, daß sie manchmal grobe Fäden aus einem Tapezierstoff zog, der längs der Mauern an Rahmen genagelt war. Aus den Fäden, die sie mit der Hand polierte, machte sie sehr glattes Schnürband, wobei das Knie als Kissen diese und einige Stecknadeln als Nadeln.

Rosalie Larmorlière, Kammerzofe der Königin in der Conciergerie

* Chinon - das Haar hoch gesteckt tragen.


28. September 2012

Marie Antoinette in der Conciergerie


Rosalie Lamorliére, ein Kammerzofe, berichtet, wie sie die Königin in der Conciergerie bediente:

Am 1. August 1793 sagte Madame Richard am frühen Nachmittag, leise zu mir: „Rosalie, heute nach werden wir nicht zu Bett gehen; Sie werden auf einem Stuhl schlafen; die Königin soll vom Temple in dieses Gefängnis überführt werden.“ Und alsbald sah ich, wie sie Anweisung gab, General Custine aus dem Zimmer des Rates zu entfernen, um dort die Königin unterzubringen. Eiligst wurde ein Schließer zum Möbelhändler des Gefängnisses geschickt (Bertraud, wohnhaft Cour de la Saint Chapelle), um ein Gurtbett, zwei Matratzen, Ein Kopfkissen, eine leichte Decke und einen Nachtstuhl zu holen.
Diese wenigen Möbel wurden in das feuchte Zimmer, das Monsieur de Custine aufgab, gebracht; ein gewöhnlicher Tisch und zwei Stühle aus dem Gefängnis wurden dazu gestellt. So sah die Einrichtung aus, die dazu bestimmt war, der Königin von Frankreich zu dienen.
Gegen drei Uhr morgens war ich in einem Sessel ein geschlummert; plötzlich weckte mich Madame Richard in die ehemalige Zelle von Monsieur du Custine, die im äußersten Ende eines langen finsteren Korridors lag. Die Königin war schon gebracht worden. Viele Gendarmen standen draußen vor der Tür. Mehrere Offiziere und Beamte standen im Inneren des Zimmers und sprachen leise miteinander. Der Tag brach an
Anstatt die Eintragung der Königin in die Gefangenenliste in der Kanzlei links vom ersten Vestibül vorzunehmen, erfolgte sie in der Zelle. Als diese Förmlichkeiten erfüllt war, entfernten sich alle, und Madame Richard und ich blieben allein bei der Königin. Es war heiß. Ich bemerkte die Schweißtropfen, die der Königin vom Gesicht rannen. Sie wischte sie zwei- oder dreimal mit dem Taschentuch ab. Ihre Augen betrachteten mit Erstaunen die entsetzliche Kahlheit des Zimmers; sie richteten sich auch mit einiger Aufmerksamkeit auf die Hausmeisterin und mich. Danach stieg die König auf eine mit Stoff überzogenen Fußbank, die ich aus meinem Zimmer geholt hatte, hängte die Uhr an einen Nagel, denn sie in der Mauer entdeckt hatte, und begann sich zu entkleiden um zu Bett zu gehen. Ich näherte mich respektvoll und bot der Königin meine Dienste an. „Ich danke dir, liebes Mädchen“, antwortete sie ohne Verstimmung oder Stolz, „seitdem ich niemand mehr habe, bediene ich mich selbst.“
Während der ersten vierzig Tage hatte ich bei der Königin nichts zu tun. Ich ging nur mit Madame Richard oder deren Mann hin, um das Frühstück zu bringen, das um neuen Uhr serviert wurde, sowie das Mittagessen, das man gewöhnlich um zwei oder halb drei Uhr auftrug. Madame Richard deckte den Tisch, und ich blieb aus Bescheidenheit an der Tür stehen. Aber Ihre Majestät geruhte, Notiz von mir zu nehmen, und tat mir die Ehre an zu sagen: „Kommen Sie doch näher, Rosalie, haben Sie keine Angst!“
Einmal brachte Madame Richard ihr jüngstes Kind in die Zelle mit. Es war blond, hatte sehr hübsche blaue Augen und ein reizendes Gesicht, das einen viel höheren Stand entsprach. Es wurde Fanfan genannt.
Als die Köngin den hübschen kleinen Jungen sah, fing sie an zu zittern; sie nahm ihn in die Arme bedeckte sein Gesicht mit Küssen, liebkoste ihn und begann zu weinen. Sie sprach dabei vom Dauphin, der ungefähr im gleichen Alter war; sie dachte Tag und Nacht an ihn. Das bereitete ihr schrecklichen Kummer. Als wir wieder hinausgegangen waren, sagte Madame Richard zu mir, sie würde sich wohl hüten, ihren Sohn wieder mit in die Zelle zu nehmen.

25. September 2012

Charlotte Corday - am Weg zum Schafott


Der Deutsche, Klause schildert die Hinrichtung der Charlotte Corday, die Attentäterin, die Marat getötet hat.

Sie betrachtete mit unausprechlicher Sanftmut die flutende Menge; und als der Pöbel, darunter Gruppen von Rasenden, die sich als Weiber verkleidet hatten und sie mit Geschrei empfingen, zu toben begann, genügte oft ein Blick ihrer schönen Augen ihn zum Schweigen zu bringen. Ihr Lächeln war das einzige Zeichen, daß nach außen hin ihre Eindrücke verriet.
Als sie sich dem Schafott näherte, schien sie am Ziel einer ermüdenden Reise anzulangen. Sie war allein; ohne Unterstützung stieg sie die Stufen des Blutgerüstes empor, immer noch mit der Gesichtsfarbe eines zufriedenen jungen Mädchens. Nur als ihr Hals vor der Menge entblößt wurde, färbte ein tieferes Rot ihre jungfräulichen Wangen. Ihr edles Haupt, ihre nachten Schultern, der ruhige Blick, den sie umherschweifen ließ, machte den tiefsten Eindruck. Schon halb verklärt, schien sie ein Engel des Lichts. Freundlich grüßte sie das Volk, das um das Schafott herumstand, und wollte das Wort an die Menge richten. Man hinderte sie daran. Da trat sie an die Todesmaschine und legte selber den Kopf an den dafür vorgesehen Platz. Die Schneide fiel langsamer als gewöhnlich. Es herrschte ein feierliches Schweigen. Das furchtbare Eisen fiel und trennte das schönste aller Häupter ab.
Der Henkersknecht zeigte dem Volk das blutige Haupt, In den Zügen des Gesichts sah man noch deutlich die Spuren des Lächelns. Der Elende aber war so gemein, dieses Haupt zu ohrfeigen. Ein allgemeines Murren bestätigte das Wort: „ Das Gesetz bestraft, es rächt sich nicht.“ Sanson selber war empört, und das Polizeigericht verhängte über den schändlichen Legros die Strafe, die seiner gemeinen Handlung gebührte.

Der Körper wurde zur Carité gebracht. Zwei eigens dazu ernannte Mediziner untersuchten den Leichnam in Gegenwart eines Untearztes und zweier Mitglieder des Nationalkonvents. Einer von ihnen war der Maler David. Nach erfolgter Untersuchung erklärten die Anwesenden einstimmig, daß Charlotte Corday jungfräulich gestorben war.

16. September 2012

Leb wohl, meine Königin





Diese DVD möchte ich euch ans Herz legen. Sie erscheint ab 5 Oktober 2012 im deutschen Handel, und wird bei Ebay und Amazon erhältlich sein.
Ich werde erst die DVD für euch ansehen, und dann einen Kommentar abgeben. Aber was so auf den Ausschnitten zu sehen ist, ist der Film vielversprechend, und ich freue mich schon auf einen netten Videoabend mit Diane Krüger.

1. September 2012

Lord Sandwich


Neulich ist mir die Beschriftung eines kleinen Strassenlokal aufgefallen.





Was hier so hergestellt werden soll, hat meine Phantasie beflügelt, und ich hoffe auch die meiner Leser.


Lord John Montagu, 4. Earl of Sandwich wäre sicher belustigt, zu sehen wie sein Name nach so langer Zeit noch verunglimpft wird, den er hat mit der Geschichte des Sandwich wenig zu tun.


31. August 2012

September 1792 - die Ermordung von Prinzessin Lamballe


Das Vernehmungsprotokoll des Jacques-Charles Hervelin anlässlich der Beschuldigung das Herz der Prinzessin Lamballe geröstet und gegessen zu haben.
Daten des Beschuldigten: Jacques-Charles Hervelin, 41 Jahre alt, Tambour der Truppe der Sektion der Arcis, wohnhaft im Haus des Bürgerausschusses der genannten Sektion, und gebürtig aus Paris.



F: Ob er sich an irgendwelchen Orten von Paris befunden habe, wo es Unruhen gab.
A: Im September 1792, als er zufällig durch die Rue Saint- Antoine gegangen sei, habe er gegenüber der Force einen Haufen toter Körper gesehen, die ihn zittern machten, und sei auf einen Stein gestiegen, um zu sehen, und habe sich davongemacht. Als er ein paar Schritte weiter haben schreien hören: „Da ist die Prinzessin Lamballe!“, sei er zurück gekommen, um sich wieder auf den Stein zu stellen, und habe aus dem Gefängnis eine kleine weißgekleidete Frau kommen sehen; die Henker, bewaffnet mit allen möglichen Waffen, hätten sie totgeschlagen; er habe einen gewissen Forgeat bemerkt, Tambourmajpr der Gendarmerie, getötet in der Vendée, der den Kopf der besagten Frau abgeschlagen habe.
F: Was tat er darauf?
Er habe ihren Körper ohne Kopf bis zur Sainte-Marie schleifen sehen; er sei durch mehrere Straßen gelaufen, hinter dem Körper her, und am Ende der Rue Sainte-Maruerite sei bemerkt worden, daß sich unter der restlichen Kleidung die den Leichnam noch bedeckte, eine kleine Schwellung abgehoben habe,due untersucht wurde; man habe eine Brieftasche gefunden, und er sei von denen, die den Leichnam schleiften aufgefordert worden, sie an sich zu nehmen. Er habe sie zum Ausschuß der Sektion der Findelkinder gebracht, um den Inhalt feststellen zu lassen; während er bei dem Ausschuß gewesen sei, habe man den Leichnam aufgeschlitzt, und ein Individium sei zu dem Ausschuß gekommen und habe die Eingeweide in der Hand gehabt; dieser Mensch habe das Herz herausgerissen und es völlig aufgegessen; nachdem die Mitglieder des Ausschusses ihm die Brieftasche meit einer Aufstellung des Inhalts zurückgeben hätten, sei er darauf zur Generalversammlung seiner Sektion gelaufen, wo der Präsident, den er aber nicht kenne, sie geöffnet und die Geldstücke mit der Aufstellung verglichen habe, worauf er sie ihm zurückgegeben habe unter Billigung seines Verhaltens; er habe sich von da zur Gesetzgebenden Versammlung begeben; da die Sitzung aufgehoben war, habe er sich an der Kette an einen Saalwärter gewandt, der ihn zum Sicherheitsausschuss zurückgeschickt habe, wo er die Aufstellung mit der Brieftasche hinterlegte, er habe eine Quittung erhalten, die er aber verloren habe.
F: Was er darauf getan habe.
A: Ohne sich irgendwo aufzuhalten, habe er sich nach Hause begeben, Rue Saint.Germain-l´Auxerrois, wo er bis zum nächsten Tag geblieben sei..
F: Ob er bewaffnet war.
A: Er habe seine Dienstsäbel gehabt.
F: Ob er den Resten des Leichnams gefolgt sein.
A: Nein
F: Ob er bei irgendeinen Schankwirt eingekehrt sei, um sich zu erfrischen.
A: Er sei bei einem Schankwirt eingekehrt mit vier Individuen; er fürchtete, von ihnen ermordet zu werden, da er die Brieftasche trug.
F: Ob er den Schankwirt kenne
A: Nachdem er durch so viele Straßen gekommen sei, erinnere er sich nicht daran, aber er glaube, es sei im Marais gewesen.
F: Ihm vorgehalten, daß er sich widerspreche, da er soeben erklärt habe, er sei direkt zu seiner Sektion und von da zur Versammlung gegangen; da sein Weg über die Rue Antoine und la Grève, habe er nicht im Marais einkehren können.
A: Er sein von denen, die ihn zur Hinterlegung der Brieftasche begleitet hätten verschleppt worden; sie hätten den Wein bezahlt.
F: Ob er sich noch anderswo aufgehalten haben.
A: Nein aber beim Zurückkommen vom Sicherheitsausschuß, wo sie vier Huntersousscheine als Belohnung für Ihre Ehrlichkeit erhalten hätten, seien sie in der Rue Pretres l´Auserrois bei einem Schankwirt eingekehrt, wo sie ihr Geld ausgaben.
F: Ihm vorgehalten, daß er wieder die Unwahrheit sage, denn vorher habe er gesagt, er sei fortgegangen, ohne irgendwo einzukehren.
A: Dann entsinne er sich nicht mehr daran.
F: Ober auf seinem Weg nicht durch die Rue Michel-le-Comte gekommen sei.
A: Er kenne Paris nicht genügend, um sich daran zu erinnern
F: Ob er auf seinem Weg nicht einen Bürger angetroffen habe, der auf einem Stuhl stand.
A: Ja
F: Ob er wisse, was er gesagt habe.
A: Nein
F: Ob er in der Menge um diesen Mann nicht einen gesehen habe, der auf seiner Pike entweder den Kopf oder einen anderen Teil der oben Erwähnten trug.
A: Nein, aber er erinnere sich, daß er gerade ein Glas Bier bei einem Limodandenverkäufer in der Umgebung jenes Ortes getrunken habe; der Limonadenverkäufer haben ihn geholt; er habe in dem erwähnten Café niemand von seiner Bekanntschaft gefunden,außer den vier Individuen, die ihn zur Sicherstellung der Brieftasche begleiteten.

Fortsetzung folgt
Wer wissen will, wer  das Herz von Madame Lamballe  gegessen hat, erfährt in wenigen Tagen mehr.

29. August 2012

Il ritorno d’Ulisse mit den "Le Talens Lyriques" und Christophe Rousset


Christophe Rousset
Die Opernsaison 2012/13 wird mit Claudio Monteverdis Il ritorno d’Ulisse in patria eröffnet. Zehn Jahre lang hat der Titelheld Ulisse Troja belagert, zehn Jahre lang wurde seine Rückkehr in die Heimat durch den Zorn des Meeresgottes Nettuno verhindert. Seine Gattin Penelope hat im heimatlichen Ithaka bislang allen Freiern widerstanden. Je länger sich die Rückkehr des Gatten aber hinauszögert, umso aufdringlicher werden ihre Verehrer. Doch nachdem Ulisse endlich zurückkehren und sämtliche Nebenbuhler besiegen kann, weigert sich Penelope, in ihm den vermissten Gatten zu erkennen.

Regisseur Claus Guth setzt nach L’Orfeo mit Il ritorno d’Ulisse in patria seinen Monteverdi-Zyklus an der Wien fort, der französische Dirigent und Spezialist für Alte Musik Christophe Rousset leitet sein Ensemble Les Talens Lyriques. Der englische Bariton Garry Magee wird als Ulisse nach Jahrzehnten des Krieges und der Irrfahrt in seine Heimat zurückkehren. Delphine Galou verkörpert seine Gattin Penelope.

IL RITORNO D’ULISSE IN PATRIA

Dramma per musica in einem Prolog und drei Akten (1640)

Musik von Claudio Monteverdi
Libretto von Giacomo Badoaro,
nach den Gesängen XIII-XXIV aus der Odyssee von Homer

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Musikalische Leitung Christophe Rousset
Inszenierung                Claus Guth
Ausstattung Christian Schmidt
Licht Bernd Purkrabek
Video Arian Andiel
Dramaturgie Konrad Kuhn

Ulisse Garry Magee
Penelope Delphine Galou
Telemaco Pavel Kolgatin
Melanto Katija Dragojevic
Eumete Marcel Beekman
Antinoo Igor Bakan
Iro Jörg Schneider
Giove Emanuele d’Aguanno
Nettuno / Il Tempo Phillip Ens
Minerva / Amore Sabina Puértolas
Giunone / La Fortuna Cornelia Horak
L’Umana fragilità Rupert Enticknap

Les Talens Lyriques

Neuproduktion des Theater an der Wien
Premiere: 7. September 2012
Aufführungen: 9. / 11. / 13. / 15. / 17. September 2012, 19.00 Uhr
Einführungsmatinee: Sonntag, 2. September 2012, 11.00 Uhr

26. August 2012

Casanova


Heute möchte ich meinen Lesern die letzte Casanova Verfilmung aus dem Jahr 2005 vorstellen.
Casanova wird gespielt von den unvergesslichen Heath Ledger, der unzweifelhaft ein großes Talent zum Komödianten hatte.
Die Handlung ist die kurze Zeitspanne des Karneval in Venedig. Wo der Höhepunkt der Geschichte auch Ihren Abschluss findet.
Casanova, verfolgte von der Inquisition, kann sich nur mit Mühe seines Lebens sicher sein und es gelingt ihn mit waghalsigen Fluchten über die Dächern von Venedig und mit der Unterstützung des Dogen, sein Leben zu retten.
An der Seite von Heath Ledger spielt die bezaubernde Sienna Miller, die die wahre Liebe von Casanova wird.
Der Film hat eine heitere und flotte Handlung. Es gibt Verfolgungsjagden, ulkige Folterszenen, eine wilde Kutschenfahrt, Duelle, eine Ballonfahrt bei Nacht, und toll ausgestattete Szenen beim Karneval von Venedig.
Die Dialoge sind, wenn sie nicht zu lange dauern, lustig und aber nicht immer klar verständlich.
Längere Dialoge leiden unter der schlechten Übersetzung ins deutsch.
Wer diesen Film als DVD ausleihen, oder kaufen sollte, bekommt ihn in drei Sprachversionen von der eine in französischer Sprache ist.
Der Film ist unterhaltsam aber historisch nicht korrekt und sehr weit von der Vorlage entfernt.
Aber die schauspielerische Leistung aller Mitwirkenden ist sehr harmonisch und man kann feststellen, daß alle beteiligten Darsteller ihren Spaß hatten.
Die alte Verfilmung von „Fellinis Casanova“ aus den Jahre 1976 mit Donald Sutherland, ist dagegen nur halb so unterhaltsam aber fast doppelt solange.
Donald Sutherland kommt meiner Meinung nicht in die Nähe eines Frauenhelden. Federico Fellini hatte immer schon einen Hang zu schrägen Figuren in seinen Filmen, deshalb empfehle ich diese Filmfassung nur ausgewählten Insidern.



12. August 2012

Nicolas Léonard





CHANSON

Jouissons, ô ma Bergere,
De la saison des Amours !
Ce Soleil qui nous éclaire,
Demain reprendra son cours ;
Mais quand la Parque ennemie,
Tranche le fil de nos jours,
A tous le biens de la vie
On dit adieu pour toujours. 

Donne à l'Amant qui t' adore,
Mille baisers au matin,
Le long du jour, mille encore,
Mille encore à son déclin !
La nuit, brouillons les dans l'ombre ;
Il faut tant les répéter,
Qu'enfin trompés par le nombre
Nous ne puissions les compter.

Contre l'amour qui nous lie,
Laissons crier les jaloux !
Il est beau de faire envie ;
Le bonheur en est plus doux :
Que le nôtre ait tant de charmes
Qu'il irrite le désirs ;
Et puisse en verser des larmes,
Le censeur de nos plaisirs :


LIED

Kleine Schäfrin, laß genießen
Uns die Liebeszeit voll Glück!
Jene Sonne, die uns leuchtet,
Kehrt ja morgen neu zurück.
Aber wenn die schlimme Parze*
Unsern Lebensfaden kürzt,
Muß für immer man verlassen,
Alles was das Leben würzt.

Gib dem heißentflammten Liebsten
Morgens tausend Küsse schon,
Tausend Küsse auch tagsüber,
Abends tausend noch zum Lohn!
Tauschen woll´n wor soe im Dunkel,
Wiederholen sie zur Nacht,
Bis zuletzt die Überfülle
Uns das Zählen zwecklos macht.

Laß nur gegen unsre Liebe
Wettern Eifersucht und Neid,
Schön ist´s, Mißgunst zu erwecken,
Sie mehrt Glücks Süßigkeit.
Wäre unsres doch so köstlich,
Daß ein jeder es begehrt,
Tränen möge drob vergießen
Wem die Lust scheint tadelswert.


*die drei Parzen (Schicksalsgöttinen) sind


Léonard (geb. 1744 gest. 1793 in Nantes) verbrachte seine Kindheit in Frankreich und trat
dann in den diplomatischen Dienst. Seine Idyllen sind von den Werken des Dichters
Salomon Gessner abhängig. Der 1772 erschienene und als Briefwechsel geschriebene
Roman „La nouvelle Clémentine“ zeigt in Form und Inhalt den Einfluß von Rousseaus
„Nouvelle Héloise“:




27. März 2012

Porzellan aus Sèvres


Service "á rubans verts" (mit grünen Bändern), Geschenk Louis XV. an Kaiserin Maria-Theresia, hergestellt 1756, in der königl. Porzellanmanufaktur Vincennes-Sèvres





Große Schüssel und Becher für Schloss Rambouillet, hergestellt 1787 in der königl. Porzellanmanufaktur Sèvres



Tassen mit Teller im etruskischen Stil, hergestellt 1788 in der königl. Porzellanmanufaktur Sèvres

25. März 2012

Jean Fouquet und die Madonna von Melun





Das oben gezeigte Diptychon war ursprünglich in der Kollegiatskirche zu Notre Dame in Melun ausgestellt.
Es wurde ungefähr im Jahre 1456 fertiggestellt und zeigt als Madonna die Mätresse von König Karl VII., Agnès Sorel die 1450 verstarb. Die Darstellung der Heiligen Mutter Gottes mit entblößter Brust, als „Maria Lactans“, war zu dieser Zeit üblich und wurde nicht als anstössig empfunden.
Die idealisierte Darstellung der Madonna entsprach dem Schönheitsideal, die Ähnlichkeit mit Agnès Sorel entsprach dem Geschmack, da die Mätresse als schönste Frau ihrer Zeit galt.
Die poetische Darstellung der Tag- und Nachtengeln um den Thron der Gottesmutter ist kaum vorher in ihrer farbigen Wirkung so eindringlich dargestellt worden.
Das linke Bild zeigt Etienne Chevalier den Auftraggeber der Gemälde und Protegeé von Agnes Sorel. Die Darstellung zu seiner Rechten ist der heilige Stephanus mit dem Attribut des Gesteinigten. Etienne Chavalier war „Trésorier“ der Krone und Agnes Sorel und ließ die Tafelbilder in Melun zu ihren Ehren erschaffen.
Auffällig ist die Unausgewogenheit der Bildkomposition die in den ungleichen Hintergründen zu sehen ist. Meiner Meinung ist das Diptychon ursprünglich als Triptychon geplant und vielleicht auch ausgeführt worden.
Die Frau von Chevalier, Cathérine Budé verstarb 1452 und die Grabstelle befand oder befindet sich in der Kirche von Melun. Mit einem rechten Flügel, der, analog dem linken, Cathérne Budé mit ihrer Heiligen, der Katharina, nach links gewendet zeigen müsste, würde sich die Gesamtkompostition zu einem harmonisch geschlossenen Kreis bilden.

Die lebensgroße Madonna von Melun ist heute im Museum der schönen Künste in Antwerpen und das Bildnis des Etienne Cheavalier in der Berliner Gemäldegalerie zu bewundern.

1. März 2012

Das Vermächtnis der Marie Antoinette

Der Coiffeur Léonard hat dem Graf Mercy die Schmuckkassette der Köngin am 11. März 1791 übergeben; überdies erhielt er lange vor der Flucht des Königpaares durch den Abbé Montesquiou große Vermögenswerte in Gold und Wechselpapieren. Mercy ließ alles im königlichen Tresor in Brüssel verwahren. Nach dem Tode der Königin wurde die Kassette geöffnet und eine Bestandsaufnahme der kostbaren Schmuckstücke und der anderen Vermögenswerte gemacht.
Im Wiener Staatsarchiv befindet sich auf dem bezüglichen Dossier der bemerkenswerte Vermerk von der Hand Arneths: „Dieses ganze Dossier ist mit äußerster Diskretion zu behandeln und niemand mitzuteilen.“ Nun enthält gerade dieses Dossier F, der Familienkorrespodenzen, Karton 75, eine komplette Liste ihres kostbaren Inhalt und die hinterlassenen Vermögenswerte bezüglichen Schriftstücke, und überdies die Korrespodenz Fersens und Mercy und der Erzherzogin Marie Christine hinsichtlich einer letzten Verfügung Ludwigs XVI. Und Marie Antoinettes.
Am 21. Februar 1794 wandte sich nämlich Fersen in einem Schreiben an den Grafen Mercy mit der Bitte, eine letztwillige Verfügung des königlichen Paares zu erfüllen. Er legte Mercy ein Billett vom 20. Juni 1791 folgenden Inhaltes vor:

Am 20. Juni
Wir bitten Herrn von Mercy, dem Grafen von Fersen alles uns gehörige Geld, etwas fünfzehnhunderttausend Livres, zu übergeben und wir bitten den Grafen Fersen, es als das herzlichste Zeugnis unserer Dankbarkeit und als Entschädigung für all das , was er verliert, anzunehmen.
Louis Marie Antoinette


Mercy anerkannte sofort die Echtheit dieses Billettes und legte in einem Schreiben vom 24. Februar 1794 der Schwester Marie Antoinettes, der Erzherzogin Marie Christine, den Sachverhalt dar, da sie bereits im Besitz der Kassette und der anderen Vermögenswerte war. Trotzdem der Anspruch Fersens nicht bestritten werden konnte, zumal er für die Flucht von Varennes von den Damen Stegelmann und Korff je 300 000 Livres entliehnen und aus eigenem 100 000 Livres aufgewendet hatte, erreichte er nichts. Auch der Hinweis, daß die beiden alten Damen, Mesdames Tanten des Königs, im Exil in Rom in Dürftigkeit leben müßten, fand weder in Brüssel noch in Wien bei Kaiser Franz II. Gehör. Die Schuld wurde nie getilgt und der letzte Wille des Königpaares übergangen.

Die letzten Briefe Marie Antoinettes von Paul Christoph