7. Januar 2009

Clément Marot

Puis que de vous je n’ay aultre visage
Je m’en voys render hermite en un desert,
Pour prier Dieu, si un autre vous sert,
Qu’autant que moy en vostre honneur soit sage.

Adieu amours, adieu gentil corsage,
Adieu ce tainct, adieu ce frians yeulx,
Je n’ay pas eu de vous grand advantage;
Unmoins aymant auta peult ester mieulx.

Epigramme
De soy mesme

Plus ne suis ce que j’ay estè,
Et ne le scautois jamais ester;
Mon beau printemps et mon esté
Ont faictle sault par la fenestre. …


Da Ihr nimmer zeigt ein anderes Gesicht,
Wird in Verlassenheit ich Klausner, der nur still
Zu Gott fleht: wen ein anderer Euch dienen will,
Sei artig er, gleich mir, wies’s Eurem Ruf entspricht.

Leb wohl du, Liebe, und du, Leib, der mich verführt,
Lebt wohl ihr Rosenwangen, kecke Äuglein,
Viel Gutes hab ich wahrlich nicht durch Euch verspürt,
Mag der vielleicht, der wen’ger liebt, beglückter sein

Epigramm
über sich selbst

Mehr bin ich nicht, was einst ich war,
Und wede es auch nimmer sein;
Mein schöner Lenz, mein Sommer gar,
Entsprangen durch mein Fensterlein. …




Clément Marot

Marot (geb. 1496 in Cahors, gest. 1544 in Turin) ist der Sohn des Dichters Jean Marot. Nach kurzem juristischen Studium wurde er Kammerdiener bei Marguerite de Navarre, dann bei König Franz I. 1532 erschienen seine Jugendgedichte „Adolescence Clémentine“. Als Übersetzter von Psalmen der Ketzerei angeklagt floh er 1534 nach Italien, kehrte aber zwei Jahre später wieder nach Paris zurück. Als Anhänger des Calvinismus musste er 1542 erneut fliehen: diesmal nach Genf, wo er die ersten 50 Psalmen der in seiner Übersetzung erscheinen ließ. Da Marot Lebenswandel bei den Calvinisten Anstoß erregte, musste er auch Genf verlassen. Er ging nach Turin, wo er kurz darauf starb. - Marot ist vor allem durch seine Psalmenübersetzung berühmt geworden. Nach italienischen Vorbildern schrieb er jedoch auch geistreiche Epigramme. Neben Saint-Bailais ist er der erste, der Sonette in französischer Sprache dichtete. Nach kunstvollen Elegien schrieb er auch Balladen, Rondeaus sowie Liebes- und Gelegenheitsgedichte von rokokohafter Anmut und hoher Formkunst.

Texte nach: Les Oeuvres de Clément Marot von J.Patard. 1876

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