12. Dezember 2009

Pierre Corneille

Hymne

Marquise, si mon visage
A quelques traits un peu vieux,
Souvenez-vous qu‘à mon âge
Vous ne vaudrez guère mieux.

Le temps aux plus belles choses
Se plaît à faire un affront,
Et saura faner vos roses
Comme il a ridé mon front.

Le même cours des planètes
Règle nos jours et nos nuits:
On m’a vu ce que êtes;
Vous serez ce que je suis.

Cependant j’ai quelques charmes
Qui sont assez éclatants
Pour n’avoir pas trop d’alarmes
De ces ravages du temps.

Vous en avez qu’on adore,
Mais ceux que vous méprisez
Pourroient bien durer encore
Quand ceux-là seront usés
...


Marquise, wenn auch mein Antlitz
In einigen Zügen schon alt,
So wißt doch, wenn Ihr so alt seid,
Ihr kaum wohl besser gefallt.

Denn selbst die reizendsten Dinge
Läßt ungern die Zeit bestehn,
Sie , die mir die Stirne zerfuchte,
Läßt Eure Rosen vergehn.

Der gleiche Gang der Planeten
Bestimmt unserer Tage fliehn,
Ihr seid heut, was ich gewesen,
Ihr werdet, was ich jetzt bin.

Doch habe ich einige Reize,
Die sind von so großem Wert,
Daß ich mich nicht darüber errege,
Wenn anders die Zeit verheert.

Auch Eure Reize gefallen,
Doch jene, die Ihr verlacht,
Sie werden vielleicht noch bestehen,
Wenn Euren ein Ende gemacht.
...



Da ich schon über Jean Racine geschrieben habe, kann ich euch Pierre Corneille nicht verenthalten. Jean Racine war der Nachfolger der in die Fußstapfen des großen Corneille folgte.
Corneille geboren 1606 war der erste große Dramatiker Frankreichs, dessen Werke der Weltliteratur zugehören. Er war Mitglied der Académie française. Corneille stammte aus einer Juristenfamilie und studierte zunächst Rechtswissenschaft. Wegen eines Sprachfehlers übte er seinen Advokatenberuf nur zeitweise aus. – Als Dichter ist er zunächst mit Intrigenlustspielen hervorgetreten. Seine bedeutendeste Komödie, der 1644 entstandene „Menteur“, ist ein Vorläufer der Charakterkomödien Molièrs. Der nach spanischer Vorlage geschriebenen „Cid“ (1636) ist die erste klassische französische Tragödie, deren Stil und Probelmstellung für die dramatische Kunst Westeuropas vorbildlich wurden. Neben „Cid“ gelten auch die Römertragödien „Horace“ (1640) und „Cinna“ (1640) sowie die Märtyrertragödie „Polyeucte“ (1642) als Meisterwerke, in denen Corneille die antiken Vorlagen nach seinen Stile in das französiche Drama überträgt. Im Vergleich zu den Dramen sind seine sonstigen Werke nur von untergeordneter Bedeutung.


Text nach: Oeuvres des Pierre Corneille, Ch. Mary-Laveux, 1862 ff., in: Les Grands Ecrivains de la France.