18. November 2007

Das Palais Royale


Bus- und Métrostation führen seinen Namen, und doch ist das, was den Zauber des Palais-Royal ausmacht, sein ringsumschlossener Garten, nur schwer zu finden. [...] Er öffnet sich nur durch Säulenreihen, Winkelgängen und versteckte Passagen, deren Einlässe man kaum wahrnimmt. Ein Ort der Stille im Herzen von Paris, ein langer, klassischer Garten, wundervoll eingefaßt. Diese Einfassung ist von einer architektonischen Noblesse ohne Fehl.
Anfangs trug [das Palais-Royal] den Namen Palais-Cardinal. Das ging so zu: Richelieu hatte 1624 das Hôtel de Rambouillet erworben, den Treffpunkt der "Preziösen", eines Zirkels von Damen der Aristokratie um die Marquise de Rambouillet, der Umgangsform und Ausdrucksweise der Epoche zu veredeln trachtete - die "Kostbaren" besitzen einige historische Bedeutung, denn sie sollten die französische Hochklassik der Sprache vorbereiten, allerdings auch ihre metaphorische Gespreiztheit. Das Hôtel war ein großes Gebäude des 14. Jahrhunderts, dem man nachsagte, es stamme aus einer "rauhen, kraftvollen Epoche". Der Kardinal gedachte daraus eine seiner Persönlichkeit würdige Behausung nach eigenem Geschmack zu machen. Man begann damals eben, die Mauern Karls V. zu schleifen. Von dem verfügbaren Terrain ließ sich der allmächtige Minister gewisse Partien zuteilen. Er kaufte obendrein anschließende Ländereien und ließ ein großes Rechteck abstecken, das in einen Garten verwandelt wurde. An der Südseite entstand sein Hôtel, eher ein Palast. Von dem alten Bau ist freilich nur eine, zudem sehr veränderte Galerie übriggeblieben, die noch immer die berühmten Flachreliefs von früher schmücken. Sie stellen Schiffsschnäbel und -anker dar, um zu symbolisieren, daß der einstige Erbauer gleichzeitig Oberintendant der Seefahrt unter Ludwig XIII. war. Molière ließ in "Le Menteur" durch Géronte mit einem Grau Ironie die Großartigkeit der Kardinalsbehausung dergestalt preisen:
"L'Univers entier ne peut rien voir d'égal
Aux superbes debors du Palais-Cardinal,
Toute une ville entière, avec pompe bâtie,
Semble d'un vieux fossé par miracle sortie."
Zwei Jahre vor seinem Tod hatte der Kardinal das Palais Ludwig XIII. vermacht, um allen den Mund zu stopfen, denen seine Prunksucht Anlaß zu Gerede gab. In der Tat, das aufwendige Bauwerk, von dem Molière sprach, hatte obendrein lange gebraucht, um fertig zu werden. Es gab sogar Ärger - Richelieu vermochte nicht, eine gewisse Reihe von Häusern an sich zu bringen, die eine wenig ansehnliche Enklave bildeten. Aber das Innere mag ihn getröstet haben. Es zeigte sich von einer Großartigkeit, die fast jener seines Schlosses südlich der Loire glich, das seinen Namen trug und noch trägt.
Nach dem Abbruch der Porte Saint-Honoré und der Umwallungen erneuerte man das gesamte innerstädtische Viertel dahinter. Im Westen des Palastes legte man eine große, gradlinige Straße an, wie man sie nie zuvor gesehen hatte. Natürlich hieß sie Rue de Richelieu und erweckte die Bewunderung von Paris. Das berühmteste Teilstück des Kardinalspalastes war sein großer Theatersaal, den man 1641 eröffnete. Aufführungsstätten gab es im damaligen Paris nicht viele; es waren meist kleine, improvisierte Bühnen, auf denen man gelegentlich spielte. Er sollte das Schauspielhaus Molières werden, als er das Petit-Bourbon verlassen mußte.
Richelieu starb [...] am 4. Dezember 1642, und Ludwig XIII. sechs Monate später. Anna von Öster- reich, für die ihr alter Wohnsitz im Louvre mit soviel trüben Erinnerungen belastet war, wählte den ihr zugefallenen Palast als Behausung - seither nannte man das stolze Bauwerk das Palais-Royal. Sie zog dort mitsamt ihrem Sohn ein, den man, derzeit noch ein Kind, bald "Louis le Grand" nennen sollte. Es war Ludwig XIV.
Die Bedeutung des Palais-Royal schwand buchstäblich mit dem Bau von Versailles. Aber mit dem nachfolgenden Regenten aus der brüderlichen Familie d'Orléans kam es dennoch erneut zu einem unerwarteten Ruhm. Mit geistiger Überlegenheit die Gehässigkeiten und Umtriebe der nachgebliebenen, überalterten Hofhaltung des 1715 gestorbenen Ludwigs XIV. hinnehmend, ergriff Philippe II. d'Orléans für den minderjährigen Ludwig XV., Enkel seines Namensvorgängers auf dem Thron, für acht Jahre die Macht. Für Orléans verkörperte sich in Versailles allzuviel Intrige, allzuviel langweiliges Zeremoniell, als daß er dort hätte residieren mögen. Im Palais-Royal richtete er sich sein tägliches Leben in völliger Zwanglosigkeit ein, als Staatsmann arbeitsam wie er war, während er sich nachts Ausschweifungen hingab. Er überließ das Parterre der immer schwächlichen Madame d'Orléans und bezog die erste Etage. Die Ausstattung ließ er von Oppenord im modischen Zeitgeschmack erneuern. Coypel malte für diese Ausgestaltung die Geschichte des Äneas in vierzehn Bildern. Die Wände waren mit karmesinrotem Damast bespannt, die weißen Decken goldgestreift. Spiegelscheiben reflektierten die Auflegearbeiten und das Blitzen der Lüster aus Bergkristall. Die Rosenfarbe, Symbol des Verführe- rischen, brachten die "petits appartements" bald ins Gerede. Ein Durchgang verband sie mit den "bals publics" der Oper, den öffentlichen Maskenbällen, auf denen sich das Régime den sehr berechtigten Vorwurf der Schamlosigkeit erwarb. Der Regent nahm lebhaften Anteil am damaligen Frühling der Künste und Wissenschaften, der für sein Zeitalter kennzeichnend bleibt und auch ein Lenz der Sinne war. Mochte eine Frau die Liebhaberin für eine Nacht oder für einen Monat gewesen sein, niemals sollte ein weibliches Wesen auch nur einen Blick in die Staatsgeschäfte tun.
1730, schon unter Ludwig XV., wird der Park durch Claude Desgots, einen Neffen Le Nôtres, verändert. Hüben und drüben der großen Mittelallee pflanzt er Reihen von Ulmen, die den Durchblick auf ein dekoratives abschließendes Gitterwerk freigeben. Dahinter führt eine Treppe hinab und gewährt Zugang zur Rue des Petits-Champs.
Ludwig XIV. - dies ist nachzuholen - hatte das Palais, entgegen dem Testament Richelieus, 1692 seinem Bruder, dem Herzog von Orléans nebst dessen männlicher Nachfolge übertragen. Ein Urenkel des Regenten, Philippe Herzog von Chartres und später fünfter Herzog von Orléans, derselbe, der seit 1792 den Namen Egalité annahm, um seine republikanische Gesinnung zu bekunden - dieser Orléans- Sproß wird zum Urheber einer Umgestaltung von großer Tragweite. Unter ihm vollzieht sich eine monumentale Umwandlung des Parks und die Anlage von Galerien, will sagen, eines langgestreckten Häuservierecks in nördlicher Richtung. Lebhaften Geistes, unternehmend dazu, jeder Neuheit offen, verschwenderisch bis zum Exzeß, hatte er sich stark verschuldet. Um sich aus der Klemme zu ziehen, verfiel er auf den Gedanken, aus seiner weitläufigen Erbschaft Gewinn zu schlagen. Die Anlieger seines Parks hinter dem Palais-Royal mißbrauchten die Lage ihrer Häuser ohnehin und fanden es ganz natürlich, gastliche Zusammenkünfte und Musikveranstaltungen vor ihrer Haustür, mithin im prinzlichen Garten, zu veranstalten. Damals kam, vornehmlich bei dem Herzog selbst, der Gedanke auf, rings um die Anlagen eine große Häuserzeile für Mieter und Käufer anlegen zu lassen, wobei sich der Garten um etwa ein Drittel der Fläche verkleinerte. In den Untergeschossen der Bauten sollten überdachte Galerien Geschäftslokalen Platz gewähren, während die oberen Etagen Wohnzwecken vorbehalten blieben. Die Zuwege wollte man durch die rückwärtigen Fassaden führen, und zwar mittels den Häuserzeilen entlang laufender Straßen, denen Philippe d'Orléans die Namen seiner Kinder gab. Valois, Beaujolais und Montpensier. Die drei Straßen haben ihr ursprüngliches Aussehen bis heute bewahrt.
Als der Plan des Herzogs von Chartres zur Umwandlung seines Gartens in ein umbautes Gelände Gestalt annahm, schrie jedermann Zetermordio, als sei es sein eigener Garten. Trotz der Öffentlichkeit, die jenen Spazierpark als rechtmäßige Erholungsmöglichkeit für jedermann betrachtete, und trotz allgemeiner Empörung ließ der Prinz die Axt an die Bäume legen, in deren Schatten einst zur Zeit des Regenten die heimlichen Rencontres mit den weiblichen Mitgliedern des Opernensembles stattfanden. Niemals und nirgendwo hatten diese Theaternymphen, sofern sie rechtschaffen waren, mehr erröten müssen, als in dieser fast allzu bekannten Allee! Fast konnte man den Park des Palais-Royal als den schönsten Ballsaal von Europa betrachten. In wenigen Stunden wurde er vernichtet! Als die Bäume trotz der so laut aufbegehrenden Öffentlichkeit am Boden lagen, schwieg das Publikum. Wie es scheint, gewannen die Pariser, nachdem der Prinz seinen Plan verwirklicht hatte, entgegen ihrem sonstigen Widerspruchsgeist bald den Eindruck, daß die neue Promenade Glanz mit Behagen verband, und daß sie der früheren noch vorzuziehen sei.
Der Park des Palais-Royal war gleicherweise von der Aristokratie, der Bürgerschaft und dem einfachen Volk besucht. Er bildete außerdem einen Treffpunkt der Künstler, der Schriftsteller und jener Schreiber, die uns von dem damaligen Pariser Leben berichtet haben. Er diente nicht zuletzt als bevorzugtes Jagdrevier der leichten Mädchen.
Seit dem Regenten besaß das Palais-Royal den Ruf von Liberalität, nein Libertinität und Verschwendung. Die Freizügigkeit der Sitten konnte sich immer provozierender und um so dreister zur Schau stellen, als die Polizei nicht das Recht besaß, in die prinzliche Domäne einzudringen. Die Freiheitlichkeit, die im Palais-Royal herrschte, und die sehr weitgehende Liberalität seines Eigentümers half zu einem guten Teil jenen Gruppen, die zur Verbreitung revolutionären Ideen beitrugen. Am 12. Juli 1789 sollte Camille Desmoulins auf einen Tisch vor dem Café de Foy springen und zu den Waffen aufrufen.


Louis-Philippe d'Orléans, Mitglied des Konvents, glaubte seinen Kopf vor dem Fallbeil zu retten, indem er für den Tod des Königs stimmte. Das ihm gehörige Palais-Royal nannte man daraufhin das "Palais-Egalité" und seinen Park "Garten der Revolution", was keineswegs etwas daran änderte, daß sein Eigentümer auch das Schafott bestieg. Das Palais-Royal selbst entging den Revolutionswirren mit einigem Glück. Aufgebrachte Bürger hatten zwar begonnen, Feuer an die Seite des Théâtre Français zu legen. 1791 verbrannte man dort eine Puppe in Gestalt des Papstes, im folgenden Jahr erlitt eine in Gestalt von Lafayette das gleiche Schicksal. Deputierte warf man in das Wasserbecken vor der Oper; die Zuschauer beschimpften sie.
Als der Sohn von Philippe-Egalité, der Bürgerkönig Louis Philippe, 1830 den Thron bestieg, nahm er sich des alten Hauses der Orléans an. Es gab Anlaß zur Restaurierung. Viele der alten Dekorationen zeigten sich stark beschädigt oder gar zerstört. Die neue Säulengalerie im Süden des Gartens wurde von Fontaine - Napoleons Architekt arbeitete immer noch - im Geist der übrigen Architektur angelegt. Die Arkaden befreite man von den Reklameschildern und Aushängetafeln, die sie nach und nach überdeckt hatten. 1837 endlich forderte man auch die leichten Mädchen auf, ihre Aktivitäten anderwärts auszuüben. Die Spielhöllen - es gab deren sechsundvierzig - wurden verboten. Louis-Philippe, der sich selbst in den Tuilerien eingerichtet hatte, ließ in der ehemaligen königlichen Bleibe eine Gemäldegalerie unterbringen. Sie hatte nur kurze Zeit Bestand. Es kam die Revolution von 1848, und einmal mehr wurde der Palast in Brand gesteckt.
Die städtebauliche Politik Napoleons III. und seines Präfekten Haussmann rückten zwar der monumentalen Schöpfung des Herzogs von Orléans bedenklich zu Leibe, respektierte sie indessen. Der Durch- bruch der Avenue de l'Opéra mündete an der neugeschaffenen Place du Théâtre-Français. Dieses selbst dehnte seine Fassade durch den Einbau einer Prunktreppe und der Foyers aus. Die Place du Palais-Royal gewann ihr heutiges Aussehen.
1871 versuchte die Kommune noch einmal, sich der Bauten zu bemächtigen. Wenn ihr der Anschlag auf die Tuilerien vollkommen gelang, beim Palais-Royal glückte er nur zur Hälfte. Indessen, der Pavillon de Valois und die Ostseite der Fassade gingen in FIammen auf. Einige Räume des Staatsrates blieben verschont. Seit Anfang unseres Jahrhunderts wird der östliche Flügel des Palastes vom Ministerium des Schönen Künste benutzt.
(Bernard Champigneulle: Paris - ein Führer. 2. Aufl. München: Prestel 1982. S. 241 - 251.)

Die Helfer der Revolution


Camille Desmoulins
Desmoulins studierte auf dem Collège Louis le Grand in Paris die Rechte, wurde Advokat in Paris und warf sich mit glühender Begeisterung für Freiheit und Gleichheit, die er schon als Jüngling in Gedichten gefeiert hatte, der Revolution in die Arme.

Desmoulins war einer der Mitbegründer des Club des Cordeliers und Gegner der Girondisten. Im Palais Royal wusste er durch feurige Reden („Aux armes!“ – „An die Waffen!“) die Menge zu entflammen, und als er sie am 12. Juli 1789 aufforderte, ein Abzeichen für die Freiheitskämpfer anzulegen, und selbst ein Blatt von einem Baum an seinen Hut steckte, entstand der Brauch, Kokarden zu tragen. Den Sturm auf die Bastille verursachte er mit diesem leidenschaftlichen Aufruf mit und löste eine regelrechte Bewegung aus.
Beim Sturm auf die Bastille verkündigte er von den Trümmern herab den Franzosen Freiheit und Gleichheit. In seinem erfolgreichen Journal Révolutions de France et du Brabant nannte er sich den „Procureur général de la lanterne“ und erklärte offen, dass die Volkssouveränität die einzige Verfassungsart sei, welche der französischen Nation und jedermann, der des Namens Mensch nicht unwürdig sei, gezieme. Von der von ihm verlegten Zeitung La Tribune des Patriotes erschienen nur vier Ausgaben.
Desmoulins heiratete 1790 die geistreiche Lucile Duplessis, eine Tochter aus wohlhabendem Hause.
Obwohl Jugendfreund Robespierres, fühlte er sich doch mehr von dem gemütlicheren Danton angezogen und stiftete mit diesem den Club des Cordeliers. Fortan handelte er mit Danton in Gemeinschaft, auch am 10. August 1792 und bei den Septembermorden.

Von der Pariser Gemeinde in den Konvent gewählt, stimmte er für den Tod des Königs. Obgleich der Bergpartei angehörig, zollte er doch den Girondisten volle Achtung, suchte mit Danton auf eine Versöhnung der Parteien hinzuwirken und schlug, als dieser Versuch scheiterte und die Girondisten das Schafott besteigen mussten, die Einsetzung eines Gnadengerichtes vor. In demselben Sinne gab er im Januar 1794 seinen Vieux cordelier heraus, ein Blatt voll Geist, Witz und beißender Satire, in dem er die Tyrannei der Schreckensmänner schilderte und zur wahren Freiheit, zur Mäßigung und vernünftigen Handhabung der Gesetze aufforderte. Hébert, den er besonders angriff, klagte ihn an, die Wiederherstellung des Königtums zu beabsichtigen. Robespierre, nachdem er seinen Freund vorher anscheinend verteidigt hatte, beantragte unter dem Druck der Radikalen im Wohlfahrtsausschuss – wie z. B. Billaud Varenne – vor voller Versammlung die Verbrennung aller Nummern des Vieux cordelier. Als Desmoulins trotzdem die Männer des Terrorismus und die Jakobiner nur noch heftiger angriff, ließ Robespierre am 30. März 1794 Desmoulins, Danton u. a. verhaften, worauf namentlich Saint-Just, Desmoulins persönlich verfeindet, dessen Verurteilung betrieb.
Desmoulins war somit anfänglich begeisterter Anhänger eines radikalen Kurses, entfernte sich aber letztlich davon. Dies kostete ihn und auch seine Frau das Leben. Er wurde nach Verurteilung durch Robespierre gemeinsam mit Danton und mehreren anderen hingerichtet. Auf dem Blutgerüst am 5. April 1794 rief er aus, auf die Guillotine deutend: „Dies ist also der Lohn für den ersten Apostel der Freiheit! Die Ungegeuer, die mein Blut fordern, werden mich nicht lange überleben!“
Seine 23-jährige Frau, die sich über seine Hinrichtung beschwerte, musste ihm 14 Tage später auf das Schafott folgen.
Quelle Wikipedia


Marquis de La Fayette

La Fayette stammte aus einer Adelsfamilie in Chavaniac (Département Haute-Loire). Er wurde zwar schon mit 13 Jahren Vollwaise, hatte aber wegen des großen Vermögens seiner Familie keine materiellen Einschränkungen und konnte seinen Neigungen nachgehen.
Von 1771 bis 1776 diente er in der französischen Armee, doch bald quittierte er den Dienst wieder. Nach der Unabhängigkeitserklärung der britischen Kolonien ging La Fayette deshalb gegen den massiven Widerstand seiner Familie mit einer selbst angeworbenen Freiwilligentruppe 1777 nach Amerika, um dort für die amerikanische Unabhängigkeit und seine Ideale der Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit zu kämpfen. Am 13. Juni landete er nördlich von Charleston (South Carolina) und bot der Kontinentalarmee seine unbezahlten Dienste an. Durch einen Sonderbeschluss des Kongresses wurde er am 31. Juli zum Generalmajor der Kontinentalarmee ernannt. Als überzeugter Demokrat und Verfechter des Freiheitsgedankens setzte sich La Fayette für die Demokratie, die Abschaffung der Sklaverei und die Menschenrechte, die Thomas Jefferson 1776 in Virginia verfasst hatte, ein. In dieser Zeit wurde er in Gegenwart von George Washington in eine militärische Freimaurerloge in Morristown aufgenommen. Später wurde La Fayette in Frankreich Mitglied der Freimaurerloge „Contrat Social“. 1778 verbündeten sich Frankreich und die USA gegen Großbritannien, daraufhin erklärte Großbritannien Frankreich den Krieg. La Fayette kehrte 1779 für sechs Monate nach Frankreich zurück, um Militär- und Finanzmittel für die USA zu beschaffen. 1780 kehrte er an Bord der Hermione nach Amerika zurück und war führend am Virginia-Feldzug beteiligt. Dieser endete 1781 mit der Kapitulation der Briten bei Yorktown. Als er nach Frankreich zurückkehrte, bereitete ihm das Volk einen triumphalen Empfang und Ludwig XVI. nahm ihn in die Notabelnversammlung auf.
In der Anfangsphase der Französischen Revolution war La Fayette einer der führenden Politiker. 1789 wurde er Mitglied der Generalstände und brachte nach amerikanischem Vorbild eine Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte in die neue Nationalversammlung ein. Am 14. Juli 1789 wurde er Vizepräsident der Nationalversammlung. Nach dem Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 wurde er Kommandant der Nationalgarde und gründete den politisch gemäßigten Klub der Feuillants, die nach einer konstitutionellen Monarchie nach englischem Vorbild strebten.
Lafayette war während Constituante das Bindeglied zwischen Nationalversammlung dem König und dem Volk. Er war der kongeniale Partner von Mirabeau mit dem er versuchte die Monarchie zu retten.
La Fayette wurde mit dafür verantwortlich gemacht, dass der König am 20. Juni 1791 einen Fluchtversuch unternehmen konnte. Am 14. Juli 1791, als das Föderationsfest auf dem Marsfeld gefeiert wurde, leistete La Fayette als erster den Bürgereid. Drei Tage später ließ er jedoch das Feuer auf eine aufgebrachte Menschenmenge eröffnen. Dieses Massaker auf dem Marsfeld mit hunderten Toten kostete ihn einen großen Teil seiner Popularität. Am 1. Oktober legte er nach der Auflösung der Nationalversammlung die Führung der Nationalgarde nieder, worauf der König ihm das Kommando über eine der drei französischen Armeen gab.
1792 kommandierte La Fayette eine Armee im Krieg zwischen Frankreich und Österreich. Doch nachdem am 13. August die Tuilerien gestürmt und der König in Kerkerhaft überführt worden war, protestierte La Fayette entschieden. Daraufhin wurde er von den Jakobinern öffentlich beschuldigt, er wolle sich ihren Zielen in den Weg stellen und die Truppen gegen sie wenden. Die Nationalversammlung erklärte ihn zum Verräter. La Fayette floh deshalb nach Flandern, wo er von den Österreichern gefangen genommen wurde. Von 1792 bis 1797 war er in Österreich und in Preußen interniert.
Erst Napoléon I. erwirkte 1797 seine Freilassung. Als La Fayette nach Frankreich zurückkehrte, zog er sich auf sein Landgut Lagrange zurück und hielt sich vom öffentlichen Leben fern, da er die Politik Napoléon Bonapartes ablehnte. Nach der Verbannung Napoléons engagierte er sich wieder in der Politik. 1815 sowie von 1818 bis 1824 und von 1825 bis zu seinem Tod war La Fayette Mitglied der Deputiertenkammer. Seit 1818 war er liberaler Abgeordneter. Während der Julirevolution von 1830 befehligte er erneut die Nationalgarde und unterstützte die Thronbesteigung des „Bürgerkönigs“ Ludwig Philipp. Sowohl in der nachnapoleonischen Restauration als auch nach der Julirevolution führte La Fayette die liberale Opposition.
La Fayette starb am 20. Mai 1834 im Alter von 76 Jahren in Paris und wurde auf dem Friedhof Cimetière de Picpus bestattet.
Quelle Wikipedia

Die Halsbandaffäre



Ein berüchtigter Skandal vor der französischen Revolution, der den französischen Hof aufs äußerste kompromittierte und infolge des dadurch gesteigerten Argwohns der öffentlichen Meinung gegen das Königtum überhaupt die Autorität desselben mit untergraben half.
Der Kardinal v. Rohan, Fürstbischof von Straßburg, aus einer der ersten Familien Frankreichs gebürtig, trotz seines geistlichen Standes von sittenlosestem Lebenswandel, war wegen Klatschereien bei Hof in Ungnade gefallen und von seinem Posten als Gesandter in Wien abberufen worden. Sein ganzes Streben ging nun dahin, die verlorne Gunst des Königspaars wieder zu erringen. Dies benutzte 1784 eine raffinierte Schwindlerin, die sogen. Gräfin" Lamothe-Valois. Sie versprach dem blindgläubigen Kardinal, ihm die Gnade Marie Antoinettes, ja noch mehr zu verschaffen, händigte ihm gefälschte Briefe der Königin ein und lieh von ihm in deren Namen Geld im Betrag von 120,000 Livres. Als die Juweliere Böhmer u. Bassenge damals Marie Antoinette ein kostbares Diamanthalsband für 1,600,000 Livres anboten, diese aber den zu teueren Kauf zurückwies, redeten die Lamothe und ihre Helfershelfer dem Kardinal ein, daß er das Herz der Königin endgültig erobern werde, wenn er ihr zur Erwerbung des Schmuckes verhelfe, und brachten es durch ein Billet mit der gefälschten Unterschrift derselben dahin, daß der Kardinal sich den Juwelieren für die Zahlung der Summe verbürgte, welche die Königin angeblich terminweise von ihren Ersparnissen abzutragen versprach. Als der Kardinal 1. Febr. 1785 das Halsband erhalten, lieferte er es der Lamothe aus, welche sofort die Diamanten ausbrach und durch ihren Mann in England verkaufen ließ. Rohan fiel es indes auf, daß die Königin das Halsband niemals trug und ihn auch mit der frühern Kälte behandelte. Auf seine Klage darüber erhielt er von der Lamothe gefälschte zärtliche Briefe und am Ende gar die Zusicherung eines Stelldicheins mit der Königin im Park zu Versailles. Eine der Königin an Gestalt ähnliche Dirne, Marie Leguay d'Oliva, wurde herausgeputzt und hatte mit dem Kardinal das nächtliche Rendezvous. Da aber die Zahlungen nicht an den versprochenen Terminen erfolgten, so wandten sich die Juweliere an die Königin und den König selbst. So wurde der Betrug entdeckt und Rohan 15. Aug. während einer großen Feierlichkeit in der Kirche verhaftet und dem Parlament zur Verurteilung überwiesen, das ihn jedoch 31. Mai 1786 freisprach und damit unter dem Beifall der Pariser die ungünstigen Gerüchte über die Königin bestätigte. Übrigens wurde Rohan durch eine lettre de cachet des Königs auf eine seiner Abteien verbannt. Die Lamothe wurde mittels Arrêts vom 31. Mai 1786 zum Staupbesen, zur Brandmarkung und lebenslänglicher Einsperrung, ihr Gemahl zu den Galeeren verurteilt, Retaux de Villette, ihr Gehilfe bei den Fälschungen, nur mit Verbannung bestraft. Der Hof gab den nachteiligen Gerüchten, welche der Prozeß hervorgerufen und die Freisprechung Rohans genährt hatte, dadurch eine scheinbare Bestätigung, daß er der Lamothe, damit der Skandal nicht noch vergrößert werde, ein Manuskript über die Sache abkaufte, welches ihr nach England entflohener Gatte nachher dort doch durch den Druck veröffentlichte. Marie Antoinette wurde von der gegen den Hof erbitterten, leichtgläubigen Menge allgemein für schuldig gehalten, durch eine Liebschaft mit Rohan das Halsband sich haben verschaffen zu wollen.
Vgl. Campardon, Marie-Antoinette et le procès du collier (Par. 1863); L. Combes, Marie-Antoinette