31. Januar 2009

Pierre Corneille

STANCES

Marquise, si mon visage
A quelques traits un peu vieux,
Souvenez-vous qu’à , mon âge
Vous ne vaudrez guère mieux :

Le temps aux plus belles choses
Se plaît à faire un affront ,
Et saura faner vos roses
Comme il a ridé mon front :

Le même cours des planètes
Règle nos jours et nos nuits :
On m’a vu ce que êtes ;
Vous serez ce que je suis

Cependant j’ai quelques charmes
Qui sont assez éclatants
Pour n’avoir pas trop d’alarmes
De ces ravages du temps

Vous en avez qu’on adore ,
Mais ceux que vous méprisez
Pourroient bien durer encor
Quand ceux-là seront usés.

Ils pourront sauver la gloire
Des yeux qui me semblent doux,
Et dans mille ans faire croire
Ce qu’il plairerer de vous.

Chez cette race nouvelle
Où j’aurai quelque crédit ,
Vous ne passerez pour belle
Qu’autant que je l’aurai dit.

Pensez-y , belle Marquise :
Quoiqu’un fasse effroi ,
Il vaut bien qu’on le courtise ,
Quand il est fait comme moi.


Marquise, wenn auch mein Antlitz
In einigen Zügen schon alt,
So wisst doch, wenn Ihr so alt seid,
Ihr kaum wohl besser gefallt

Denn selbst die reizendesten Dinge
Lässt ungern die Zeit bestehn,
Sie, die mir die Stirne zerfurchte,
Lässt Eure Rosen vergehen.

Der gleiche Gang der Planeten
Bestimmt unsrer Tage fliehn,
Ihr seid heut, was ich gewesen,
Ihr werdet, was ich jetzt bin.

Doch habe einige Reize,
Die sind von so großem Wert,
Dass ich mich nicht darüber errege,
Wenn anderes die Zeit verheert.

Auch Eure Reize gefallen,
Doch jene, die Ihr verlacht,
Sie werden vielleicht noch bestehen,
Wenn Euren ein Ende gemacht.

Sie könnten der Nachwelt preisen,
Was Euer Lächeln mir gibt,
Und lassen dereinst noch glauben,
Was mir zu sagen beliebt.

Bei jenem künft’gen Geschlechte,
Bei dem man auf mich noch was hält,
Wird man so schön Euch nur heißen.
Wie mein Wort es gefällt.

Bedenkt dies, Marquise: und ist Euch
Ein Graukopf fürchterlich,
Sollt‘ man ihn trotzdem verwöhnen,
Wenn er geraten wie ich.





Pierre Corneille

Corneille (geb. 1606 in Rouen, gest. 1684 in Paris) ist der erste große Dramatiker Frankreichs, dessen Werke der Weltliteratur zugehören. Er war Mitglied der Académie française. Corneille stammt aus einer Juristenfamilie und studierte zunächst Rechtswissenschaft. Wegen eines Sprachfehlers übte er seinen Advokatenberuf nur zeitweise aus. – Als Dichter ist er zunächst mit Intrigenlustspielen hervorgetreten. Seine bedeutendste Komödie, der 1644 entstandene „Menteur“, ist der Vorläufer der Charakterkomödien Molières. Der nach einer spanischen Vorlage geschriebene „Cid“ (1636) ist die erste klassische französische Tragödie, deren Stil und Problemstellung für die dramatische Kunst Westeuropas vorbildlich wurden. Neben „Cid“ gelten auch die Römertragödien „Horace“ (1640) sowie die Märtyrertragödie „Polyeucte“ (1642) als Meisterwerke, in denen er die aristotelischen „Einheiten“ (Einheit des Orte, der Zeit und der Handlung) auf das französische Drama überträgt. Im Vergleich zu den Dramen sind seine sonstigen Werke (Lyrik und Psalmenübertragung) nur von untergeordneter Bedeutung.
Text nach: Oeuvres de P. Corneille, hrsg. Von Ch. Mary-Laveaux, 1862 ff., in: Grands Ecrivains de la France

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