28. Dezember 2011

François de Malherbe

DEISSEIN DE QUITTER UNE DAME QUI NE LE CONTENTOIT QUE DE PROMESSE

Beauté , mon beau souci, de qui l’âme incertaine
A, comme l'Océan, son flux et son reflux,
Pensez de vous résoudre à soulager ma peine,
Ou je me vais résoudre à ne le souffrir plus.

Vos yeux ont des appas que j'aime et que je prise,
Et qui peuvent beaucoup dessus ma liberté ;
Mais, pour me retenir, s'ils font cas de ma prise,
Il leur faut de l'amour autant que de beauté.

Quand je pense être au point que cela s'accomplisse,
Quelque excuse toujours empêche l’effet ; 
C'est la toile sans fin de la femme d'Ulysse ,
Dont l'ouvrage du soir au matin se défait.

Madame, avisez-y, vous perdez votre gloire
De me l'avoir promis, et vous rire de moi ;
S'il ne vous en souvient, vous manquez de mémoire,
Et s'il vous en souvient vous n'avez point de foi.

J'avois toujours fait compte, aimant chose si haute,
De ne m’en séparer qu’avec que le trépas ;
S'il arrive autrement ce sera votre faute,
De faire des serments et ne les tenir pas.



VORSATZ, EINE DAME ZU VERLASSEN, DIE IHN MIT BLOSSEN VERSPRECHUNGEN ABSPEISTE

Ihr Schönste – ach, mein schöner Kummer – deren Herz,
So unstet wie das Meer, bewegt wird von Gezeiten,
Entschließt Euch endlich doch zu lindern meinen Schmerz,
Ansonsten werde ich ein Ende ihm bereiten.

Ich liebe Eurer Augen Reiz, der mir gebannt,
Der fast, so stark ist er, die Freiheit mir genommen,
Doch wollt Ihr fesseln mich mit einem festern Band,
Laßt zu der Schönheit gleiches Maß an Liebe kommen.

Denn dünkt es mich, daß endlich ich mein Ziel erreicht,
Macht irgendeine Ausflucht stets die Tat zunichte.
So alles Penelope nie fert'gem Linnen gleicht,
Das aufgelöst aufs neue stets beim Morgenlicht.

Wißt, Herrin, Euer Ansehn mehrt Ihr wahrlich nicht,
Da Ihr Euch mir verspracht und nun mit mir wollt spaßen.
Vergaßt Ihr dies, wohl am Gedächtnis Euch´s gebricht,
Und denkt Ihr doch daran, hat Euch die Treu verlassen.

Ich dachte stets: wär solche Kostbarkeit einst mein,
Könnt nichts als nur der Tod mich davon trennen;
Doch wenn es anders kommt, ist´s Eure Schuld allein,
Weil Euren heil´gen Eid Ihr nicht wollt anerkennen.





Malherbe geb 1555 in Caen, der 1605 an den Pariser Hof berufen wurde, schuf als Theoretiker die Grundlagen für das klassische Französisch des 17. Jahrhunderts, das sich in den Werken Corneilles, Racines und Moliéres dokumentiert. Als Sprechreiniger schied er Entlehnungen und Neubildungen wieder aus, mit denen die Dichter der Pléiade den Wortschatz des Französischen bereichert hatten.
Sein Ziel war es, die Sprache zu veredeln und deren Musikalität zu steigern. Er forderte auch Klarheit des Ausdrucks und Reinheit des Reims. Malherbe ist der eigentliche Schöpfer des französischen Alexandriners, der durch Corneille und Racine zum klassischen französischen Tragödienvers wurde. Ein Werk, in dem seine theoretischen Forderungen dargestellt wind, hat er nicht hinterlassen; seine Anregungen sind in Aufzeichnungen seiner Freunde, Briefen und Randglossen überliefert. Malherbes Bestrebungen fanden in den gebildeten Kreisen von Paris großen Anklang. In den Salons begannen Diskussionen über Probleme der Sprache. Die Veredelung des Wortschatzes wurde auch auf die von Malherbe venachlässigte Prosa und die Umgangssprache angewandt, und so entstand nach und nach das klassische Französisch.- Als Dichter ist Malherbe viel weniger originell: Neben galanten Versen verfaßte er nur wenige, oft in langer Arbeit entstandene Sonette und Oden, die zwar den gediegenen literarischen Geschmack Malherbes bezeugen, jedoch tiefer Empfindungen und schöpferischen Gedanken ermangeln.

Text nach: Oeuvres de Malherbe, herausgegeben von L. Lalanne, 1862, in Les Grands Ecrivains de la France.