6. Januar 2009

François Villon

BALLADE DE LA BELLE HEAULIERE AUX FILLES DE JOIE

Or y pensez, belle Cantiere,
Qui m`scoliere souliez ester,
Et vous, Blanche la Savetiere,
Or es il Temps de vous congnoistre.
Prenz à dextre et à senestre;
N’esparanez homme, je vous prie:
Car vielles n’ont ne cours ne estre,
Ne que monnoye qu’on descrie. …

BALLADE DER WAFFEnHÄNDLERIN AN DIE FREUDENMÄDCHEN

Du schöne Handschuhmacherin,
Die ich so manches hab gelehrt,
Und Blanche, du, die Schusterin,
Erkennet selbst jetzt euren Wert,
Greift nur nach rechts und greift nach links:
Schont nicht das Mannsvolk, seid belehrt,
Denn Alte schätzt man schlechterdings
Wie eine Münze, die nichts wert. …



François Villon

Villon (geb. 1431 in Paris, gest. nach 1463) hieß ursprünglich Francois des Loges. Der Geistliche Guillaume de Villon, sein Pflegevater, dessen Namen er später annahm, ermöglichte ihm ein akademisches Studium. Er studierte an der philosophischen Fakultät der Universität Paris, erwarb mit 21 Jahren den Magistergrad und hatte die Absicht, später Theologie zu studieren. Nach dem Tode seines Pflegevaters geriet er in schlechte Gesellschaft, gab sein Studium auf, wurde in Rauferein verwickelt, tötete einen prister und floh aus Paris. 1456 kehrte er in die französiche Metropole zurück und schrieb „Lais“, das auch unter dem Namen „Petit Testament“ bekannt ist. Er beteiligte sich nun an Einbrüchen, musste wieder fliehen und wurde eingekerkert. Gelegentlich der Thronbesteigung Ludwig XI. wurde er begandigt, kehrte nach Paris zurück und schrieb dort sein Hauptwerk, das „Testament“, ein autobiographisches Epos, in das kinstvolle Balladen eingelegt sind. 1462 er erneut verhaftet, zum Tode verurteilt, jedoch 1463 wieder begnadigt und aus Paris verbannt. Von dieser Zeit an verwischen sich die Spuren seines Lebens. – Villon, in dessen lyrisch-epischen Werken sind sein unstetes Vagantenleben spiegelt, gehört zu den größten Lyrikern Frankreichs

Texte nach: Oeuvre copètes, von Longnon, 1941

Hotel-Dieu in Flammen




In der Nacht vom 29. auf den 30. Dezember 1772 brach im Hotel-Dieu * zu Paris ein schrecklicher Brand aus. Nachdem das Feuer in den unterirdischen Räumen gewütet hatte, schlug es gegen 1 Uhr morgens mit solcher Heftigkeit hervor, dass der Widerschein an den äußeren Enden der Stadt gesehen wurde. Trotz der raschen Hilfe. Trotz der Tätigkeit der neuorganisierten Pompierscorps und der Hingebung der Löscharbeiter, an deren Spitze der Erzbischof von Paris, Monseigneur de Beaumont, die ersten Beamten und die Ordensleute der Stadt standen, wurden die meisten Gebäude zerstört; man schätzte den Verlust auf zwei Millionen. Zehn Kranke verbrannten; die anderen wurden in Eile in die erzbischöfliche Residenz, nach Notre-Dame und in die anderen Kirchen geschafft; doch mehrere der zur Hilfeleistung herbeigeeilten kamen in den Flammen um oder wurden verwundet,
Bestürzt über solches Unglück, erließ der Erzbischof von Paris einen warmen Aufruf an die öffentliche Mildtätigkeit und ordnete Sammlungen an. Sobald Marie Antoinette davon erfuhr, schickte sie eilig eintausend Taler, und ergriff mit einer Bescheidenheit, die sie noch mehr ehrte als ihr Mitleid, bis ins kleinste gehende Vosichtsmaßregel, damit niemand etwas davon erführe, wobei sie Geheimhaltung soweit trieb, selbst Mercy und Vermond nichts davon zu sagen,
Trotzdem wurde die Sache ruchbar, und die Öffentlichkeit wusste der Prinzessin umso mehr Dank für die großmütige Spende, als dieselbe aus ihrem eigensten Antriebe kam und niemand in der königlichen Familie ihr mit gutem Beispiel vorangegangen war. Doch eben diese Anerkennung setzte sie in Verlegenheit, und sie wusste nicht, wie sie sich ihnen entziehen sollte.



*Hotel-Dieu - allgemeines Krankenhaus
Text von Maxime de Rochetrie
Marie Antoinette an Marie Theresia 13. 1. 1773,
Mercy an Marie Theresia 17. 2. 1773