10. Februar 2011

Ramaeu und „Castor et Pollux“

Jean-Philippe Ramaeu, nur wenigen bekannt, da an unseren Häusern wenig gespielt, wurde selbst in Frankreich, erst von Debussy wieder entdeckt. Lange Zeit galt er als ein Komponist des Ancien Régime, den das revolutionäre Frankreich nicht würdigen wollte. Das ganz zu unrecht. Seine Musik verzaubert uns heute noch, und die Fülle seiner Komposition hätte für einen zweiten Opernabend gereicht. Ramaeu überarbeitete sein erste Oper "Castor et Pollux" Jahre später und diese Version wurde in Wien zur Aufführung gebracht.



Als erstmalige Aufführung am Theater an der Wien, ist besonders die erstklassige musikalische Leistung des Orchester „Les talens lyriques“ mit Christophe Rousset zu verdanken. Rousset, der sich der alten Musik und insbesondere den Komponisten seines Landes verpflichtet fühlt, und erstklassig vorführen kann. Sein Orchester ist nicht mit der symphonischen Kraft späterer Zeiten zu vergleichen, sondern überzeugt durch gute Darbietung und Umsetzung der alten Kompositionen. Der kleine, intime Rahmen im Theater an der Wien kam den „les talens lyriques“ sehr entgegen.
Die zweite treibende Kraft bei dieser Inszenierung war die hervorragende gesangliche Leistung des „Arnold Schönberg Chor“. Viele Stücke sind für Chor komponiert und ein wichtiges Element der französischen Barockoper. Der Chor sang und spielte mit Begeisterung und weil man kein Ballett sah, war der großartige Auftritt des „Arnold Schönberg Chor“ der optische Aufputz für diese Oper.
Auf Balletteinlagen wurde bei „Castor et Pollux“ zur Gänze verzichtet, die Ballettmusik wurde als pantomimische Rückblende, rein konzertant dargeboten. Diese Idee war zeitgemäß und stimmig. Die Ballettmusik zu Castor et Pollux hätte alleine einen Abend füllen können.
An der Inszenierung von Mariame Clément ist rein gar nichts auszusetzen und wir können nur hoffen, bald wieder eine Aufführung von ihr sehen zu können. Das Bühnenbild und die Ausstattung von Julia Hansen zeigte ein gutes Gespür für die komplexe Handlung der griechischen Tragödie, und Frau Hansen zeigte ihr Können schon bei Ramaeu "Platée“.
Die vier wichtigen Rollen sangen, Christine Kark als Télaire, Anne Sophie von Otter als Phébé, Maxim Mironov als Castor, Tenor, und Dietrich Henschel als Pollux, Bariton.
Weiters Nicolas Testé als Jupiter, Bass, Pavel Kudinov als Grand Pretre, Enea Scala als Mercure und Sophie Marilley als Cléone.
Einige der genannten Solisten rangen mit Ihrer Darbietungen und das war für das Publikum hörbar. Die Sprache wurde nicht immer als schön und kraftvoll empfunden.
Aber ich möchte nicht zu streng sein, den nur wenige der Solisten hatten mit der französischen Oper bislang zu tun und möchte abschließend auf den grandiosen Pierre-Montan Berton genannt „Le Breton“ hinweisen.
Bekannter und berühmter Tenor seiner Zeit, und Leiter der Pariser Oper in den 1770igern, inszenierte 1780 „Castor et Pollux, und verstarb im Mai 1780 wenige Tage nach der Premiere an Erschöpfung, wie einige theatralische Stimmen behaupten. Wenn nicht wahr, doch gut für die Nachwelt erzählt, und als Vorbild für kommende Generationen gedacht, sich Ramaeu mit mehr Ehrfurcht zu nähern.