22. Juni 2009

Jean Racine

Hymne

Tandis que le sommeil, réparant la nature,
Tient enchaînés le travail et le bruit,
Nous rompons ses liens, ô clarté toujours pure,
Pour te louer dans la profonde nuit,

Que dès notre réveil notre voix te bénisse;
Qu` à te chercher notre coeur empressé
T´ offre ses premiers voeux; et que par toi finisse
Le jour par toi saintement commencé.

etc.




Hymne

Indes der Schlaf will alle Welt erneu´ n,
Den Lärm noch fesselnd und der Arbeit Macht,
Zerreißen wir sein Band, o Licht, so rein,
Um Dich zu loben in der tiefen Nacht.

Die kaum erwachte Stimme preise Dich,
Und das bedrängte Herz, es such´ nach Dir,
Sein erst Gelübde nimm – dann schließe sich
Durch Dich der Tag, der fromm begann in Dir.

usw.


Jean Racine
Racine, geb. 1639 in La Ferté Milon/Ile France stammte aus einer Beamtenfamilien. Sein Vater war Steuerpächter und für die beim Volk verhaßte Salzsteuer verantwortlich.
Ab 1655 besuchte der junge Racine die jansenatische Schule von Port-Royal, an der im Sinne der holländischen Theologen Jansenius namhafte Gelehrte als Pädagogen wirkten und in freier Gemeinschaft zusammenlebten, Racine erwägte zuerst eine Laufbahn als Geistlicher oder Jurist einzuschlagen
Er setzte in Paris seine humanistischen Studien fort; wandte sich jedoch später der Literatur zu. „La Thébaide“ sein erstes Drama, steht noch unter dem Einfluß Corneille. 1667 wurde sein erstes Meisterwerk, die Tragödie „Andromaque“ aufgeführt. Im Gegensatz zu seinem Rivalen Corneille, der von der antiken römischen Tragödie ausgeht, sind für Racine die griechischen Tragiker und deren Stoffe das Vorbild. Von ihnen übernimmt er auch den Schiksalsgedanken: Seine Helden stehen unter dem rästelvollen, unerbittlichen Gesetz des Fatums, das dem Menschen Heil oder Untergang bringt, Racine zeichnet alle Register des Seelenlebens, von der zarten Empfindung bis zur selbstzerstörerischen Leidenschaft. Im Gegensatz zu Corneilles Werken sind meist Frauen die Titelhelden seiner formvollendet gebauten Dramen. Seinen Alexandrinerversen ist eine sonst seltene Sprachmusikalität eigen. – Nach dem Lustspiel „Les Plaideurs“ folgten die Tragödien „Bérénice“, „Britannicus“, „Bajazet“, „Iphigénie en Aulide“ und 1677 Racines bedeutendes Werk „Phèdre“.
Danach zog sich Racine von der Bühne zurück und lebte nur noch seiner Tätigkeit als königlicher Historiograph.
Im letzten Jahrzehnt seines Lebens schrieb er noch die beiden Tragödien „Ester“ und „Athalie“, nach alttestamentlichen Stoffen, die von jungen Mädchen im Lyzeum Saint-Cyr aufgeführt wurden, sowie geistige Lyrik.
Ein filmisches Werk, daß das Leben von Racine und seine vorüber gehende Freundschaft mit Moliere zeigt,ist der Film „Marquise“ mit Sophie Marceau in der Hauptrolle.


Texte nach: Oeurves de J. Racine, hrsg. P. Mensard, 1855ff., in: Les Grands Ecrivains de la France.
Das Textbild zeigt zwei junge Damen, des Lyzeum St. Cyr, in der Tracht zur Zeit Louis XIV.

15. Juni 2009

Das Boudoir der Damen



Um unter sich zu bleiben oder Ihren Liebschaften ungestört nachgehen zu können, hatte die Dame des Adel und auch die situierte Bürgerin ein eigenes Boudoir.
Bestehend aus Schlafzimmer, Ankleideraum und Bad und manchmal ein Zimmer für die Bediensteten. Diese Räumlichkeiten waren der Zufluchtsort der Damen der besseren Gesellschaft. Dort konnte sie lesen, schlafen und ungestört Freunde empfangen.
War genügend Platz vorhanden, hatten Mann und Frau getrennte Bereiche, und meist war das Boudoir der Frau großzügiger als der Abschnitt für ihren Gatten. Da die Frauen ihre Boudoirs auch als Wohnzimmer für Gäste nutzten, waren die Betten hinter Vorhängen in Nischen plaziert.
Auch im Bad sorgten Vorhänge für den Schutz der Intimsphäre und ließen den Effekt eines Dampfbades erzielen.
Das heiße Wasser wurde in Eimern gebracht oder kam durch ein Rohr in der Wand aus einem Heizkessel hinter dem Badezimmer.
Das Baden war ein Vergnügen für Privilegierte und wurde oft täglich genossen.
Der Rest der Bevölkerung mußte ungepflegt durchs Leben wandeln und konnte sich nicht einmal richtig waschen, das es kein Fließwasser oder Toiletten mit Spülung gab. Die ersten Toiletten „liue à l`anloise“ wurden zuerst in Versailles installiert und waren bis zur Revolution die Einzigen in Frankreich.
Auch war es Sitte die so beliebten Hündchen im Boudoir unterzubringen.
Ihre Hütten wurden passend zum Raum bezogen und manchmal mit Samt ausgelegt.

14. Juni 2009

Bücher im Frankreich der Marie Antoinette




Auch wenn sie keine Mitglieder der französischen Akademie waren und nicht die intellektuellen Salons der Madame Geoffrin, Madame Lespinasse oder Madame Necker besuchten, waren Millionen Französinnen und Franzosen in der Zeit der Vorrevolution begeisterte Leser.
Fast die Hälfte der Männer und mehr als ein Viertel der Frauen waren des Lesens und Schreiben kundig.
Der größte Teil der Druckschriften bildeten Klatsch- und Skandalgeschichten in den Zeitschriften der Sensationspresse. Auch der Druck verschönert mit Illustrationen und Stichen machte das Lesen interessanter.
Die Lithographie war noch am Anfang aber Zeichnungen und Illustrationen konnten zum besseren Verständnis mit gedruckt werden.
Neben der Trivialliteratur kamen auch die großen Wissenschafter mit Ihren Meisterwerken wie Buffon, Histoire naturelle oder Voltaires gesammelte Werke und Didertots Encyclopedié unter das lesende Volk.
Im Bereich der Fiktion entstand der Roman, der sich schon bald großer Beliebtheit erfreute. Die Leser waren geradezu süchtig nach Geschichten über Menschen, die mit einem Scheren Leben zu kämpfen hatten, oder tugendhaften, aber unglücklichen Heldinnen, die am Ende erlöst wurden – durch Heirat oder Tod.
Auch fiktive Reiseberichte entwickelten sich zu einem Beliebten Genre, das es den Autoren ermöglichte, in unterhaltsame Geschichten über exotische Völker und Schauplätze Kritik an Mißständen im eigenen Land einzugeben.
Und mochten Bücher auch noch recht teuer sein, in allen größeren Städten gab es Leihbibliotheken, eine Erfindung des 18. Jahrhundert.

22. Mai 2009

Das Testament Louis XVI.


In der wiener Gratiszeitung „Heute“ ist ein Artikel zu dem Testament Ludwig XVI., dem Gemahl von Marie Antoinette, erschienen.
Mehr Informationen zum letzten Testament Louis XVI. findest du HIER
Ich möchte den Artikel unkommentiert anfügen. Da das Bild der Faksimile natürlich nicht Louis XVI. zeigt, ist vielleicht dadurch zu erklären, daß der Redakteur die römischen Ziffern nicht genau kennt, oder der Grafiker bloß schlampig war.
Ich habe Euch das richtige Portrait des jungen König Louis XVI. im Krönungsornat beigefügt.
Welchen bekannten Bourbonen zeigt der Zeitungsartikel?


20. Mai 2009

Marianne Harland und duc de Lauzun

Spoughton, den 4. Mai 1773


Zweifellos glauben Sie daß ich vergessen habe, mein lieber Lauzun, weil ich Ihnen lange nicht schrieb. Ich schwöre Ihnen, es ist nicht meine Schuld. Ein Mädchen, das Sie mit Ihrer besonderen Aufmerksamkeit beehrt haben, wird der Gegenstand der Aufmerksamkeit ihrer Eltern und wird auf Schritt und Tritt bewacht.
Feder und Tinte verweigert man mir. Nicht aus Mißtrauen, wie meine Mutter sagt, aber der größeren Sicherheit halber. Anstatt zu schlafen, schreibe ich Dir und bringe damit wahrlich kein Opfer. Denn, wem könnte ich von meiner lächerlichen Lage erzählen, und wer könnte sie besser verstehen als Lauzun? Ich habe einen Anbeter, der nicht, wie Du, die Ungeschicklichkeit besitzt, verheiratet zu sein. Sir Marmeduke legt mir ein ungeheures Vermögen und, was schlimmer ist, eine ungeheure Person zu Füßen. Er will, daß ich ihn liebe; und das finde ich ein wenig über meine Kräfte gehend. Ich will Dir also meine neue Eroberung beschreiben und Du sollst sehen, ob sie Dir ähnelt.
Sir Marmeduke ist nicht größer als eins der alten Fauteuils, die sich in unserem Zimmer in Bristol befanden, in demselben Zimmer, wo Du so gut empfangen worden bist. Er ist sehr dick, was vorläufig nur unangenehm ist; später aber, wenn er nur ein wenig zunimmt, könnte es sehr merkwürdig wirken. Er ist außerordentlich blond. Kleine dicke, geschwollene Beine tragen in schwerfällig in meine Nähe und lassen ihn leider sehr lange hier verweilen. Diese ungeheure Fleischmasse trinkt viel Portwein, jagt den Fuchs und hält Rennpferde, ganz wie Du. Er versichert mir, das alles würde mich sehr unterhalten. Mit einem Wort: er ist sehr nett, und wenn er in London leben will, heirate ich ihn. Du brauchst Dich nicht darüber zu ärgern, denn Du verlierst ja nichts in einem Vergleich.
Wenn ich aber in der Provinz leben muß, bin ich die Dienerin Sir Marmedukes und bleibe Dir treu. Ich, jung, hübsch, verrückt auf alles, was liebenswürdig ist, gewöhnt an die Huldigungen alles eleganten und begehrenswerten Männer von ganz London, die Frau eines „Hunters“! Dazu bestimmt, mein Leben zwischen meinem Mann und dem alten Pfarrer der Parochie zu verbringen und darauf angewiesen zu sein, wenn ich mich unterhalten will, mit dem weniger Betrunkenen von beiden zu unterhalten: Stelle Dir Marianne vor, ihr Gesicht, ihren Charakter, ihr Wesen, und denke, ob das möglich ist!
Mein dicker Verehrer bereitet für mich ein seiner würdiges Fest vor. In vierzehn Tagen finden die Rennen von Ipswich statt. Er hat einen golden Becher anfertigen lassen, der schwerer ist als ich, und von einem Pferd gewonnen werden soll, das ihn zweitausend Louisdor gekostet hat. Er erbittert von mir die Gunst, mir diesen Becher zu Füßen legen zu dürfen.
Warum kommst Du nicht zum Rennen? ... Nein, nach reiflicher Überlegung: es ist besser, Du kommst nicht! Du würdest imstande sein, den greulichen Kerl zu töten! Warte wenigstens, bis ich seine Frau bin. Leb wohl. Fanny* schickt Dir tausend Grüße und ich, ich liebe Dich wirklich auf eine Weise, die für jedes andere Mädchen mit weniger klarem Kopfe erschreckend wäre.



duc de Lauzun:

Miß Marianne Harland war noch nicht sechzehn. Sie war klein, zierlich, hatte schönes Haar, hübsche Augen, reizende Zähne, eine Stimme wie die Gabrielli* und wußte sich ihrer auch so gut zu bedienen. Sie besaß große Gefallsucht, die stets dem Ehrgeiz untergeordnet war, eine glänzende Heirat zu machen. Das ist, glaube ich, die genaue Beschreibung des Äußeren und des Charakters Miß Marianne Harlands.



Mich gelüstete nach dem großen Goldbecher. Ich besaß in New-Market ganz gute Pferde und schickte einen der besten Renner nach Ipswich. Sein Alter, sein Name, zehn Guineen genügten, daß er angenommen wurde. Ein kleiner schwarzgekleideter Jockei befolgte genau seine Instruktionen, hielt sich bescheiden während des ganzen Rennens hinter dem Pferde Sir Marmedukes und hundert Schritt vor dem Winning Port schoß er wie ein Pfeil hervor.
Er gewann den Pokal und überreichte ihn Marianne mit einem Briefchen folgenden Inhalts:
Da Sir Marmeduke einen Augenblick zu spät anlangte, so gestatten Sie mir, seine Instruktionen zu befolgen und Ihnen den Becher zu Füßen zu legen.“
Marianne erkannte meine Schrift. „Er ist reizend“ sagte sie lachend.


*Fanny Harland, ältere Schwester von Marianne Harland
*Gabrielli, Katharina Gabrielli berühmte italienische Sängerin

11. Mai 2009

Zitrustage in der Orangerie - 15. bis 17. Mai



Besuchen Sie die traditionellen Wiener Zitrustage im geschichtsträchtigen Ambiente der Orangerie Schönbrunn.
Erleben Sie mediterranes Flair und bewundern Sie die wervollen Sammlung historischer Zitruspflanzen der Österreichischen Bundesgärten.
Verkauf von ausgefallenen Zitrusspezialitäten, Pflanzen für den Wintergarten, Kräutern und exotischen Gewürzen, winterharter Palmen sowie Fachbüchern
Es finden auch Spezialführungen durch die Orangerie statt, die nicht öffentlich zugänglich sind.
Die Führungen beginnen, von Herrn Hofrat Dr. Leopold Urban moderiert am Samstag und Sonntag ab 15 00.

Eintritt 4 Euro, Führungskosten 5 Euro.
Verbinden Sie Ihren Besuch mit einen kurzen Abstecher in den Schlosspark Hetzendorf zu der Ausstellung "Salon jardin" nur wenige Busstatione enfernt.
Veranstalter. Österreichische Gartenbau Gesellschaft ÖGG