9. September 2009

Der letzte Herzog von Burgund


In wenigen Tagen beginnt im KHM (Kunsthistorisches Museum in Wien) eine große Ausstellung zu Karl dem Kühnen (*1433 †1477) aus dem Königshaus der Valois.
In der Gratiszeitung „Heute“ wird Karl als „letzter Herzog von Burgund" bezeichnet.
Richtig müsste es heißen, Karl der Kühne war der letzte Herzog aus dem Hause Valois-Burgund.

Nach einer wechselvollen Geschichte fiel die Freigrafschaft an Frankreich, Spanien, Habsburg und dann wieder an Frankreich.
In der jüngeren französischen Geschichte, in den Reunionskriegen (Holländischer Krieg, 1667-1714) wurde die Grafschaft Burgund vom französischen Königs Ludwig XIV besetzt. Der im Jahr 1678 geschlossene Frieden von Nimwegen bestätigte Frankreich in dieser Eroberung.






Der Titel eines Herzog von Burgund wurde bis ins die Zeit von Louis XV. verliehen. Dauphin Louis de Bourbon, duc de Bourgogne († 1712), Enkel von König Ludwig XIV. von Frankreich und Louis Joseph Xavier de Bourbon, duc de Bourgogne († 1761), Enkel von König Ludwig XV., Dauphin von Frankreich, älterer Bruder von Louis Auguste waren Herzöge von Burgund.
Der letzte Herzog von Burgund war der jung verstorbene, Joseph Xavier de Bourbon, duc de Bourgogne.









Nach der Revolution von 1789 wurden 1790 die Herzogtümer von Frankreich in Departements gegliedert.
Es stimmt , das Karl der Kühne der berühmteste Herzog von Burgund war, so wie Julius Cäsar der berühmteste aller Cäsaren.

3. September 2009

Madame de Lamballe







Heute gedenken wir des Todestages von Marie Thérèse Louise von Savoyen-Carignan kurz Madame de Lamballe genannt.
Im Jahre 1767 wurde sie mit Louis-Alexandre de Bourbon, prince de Lamballe (1747–1768), Sohn des Herzogs von Penthièvre, Enkel des Grafen von Toulouse und Urenkel Ludwigs XIV., verheiratet. Als ihr Ehemann schon ein Jahr darauf starb, zog sie sich mit ihrem Schwiegervater auf Schloss Rambouillet zurück. Dort lebte sie bis zur Heirat des Dauphins Louis Auguste und kehrte dann an den Hof von Versailles zurück.

Marie Antoinette, die von ihrem freundlichen und unbefangenen Benehmen bezaubert war, wählte sie zu ihrer engsten Begleiterin und Vertrauten. Der ungestüme Charakter der Dauphine fand in dem fügsamen Temperament von Madame de Lamballe seine Ergänzung. Von 1785 bis zur Französischen Revolution war sie Marie Antoinettes engste Freundin. Mit Beginn der Revolution folgte sie der Königlichen Familie in die Gefangenschaft.
Sie zog sie mit der Königin in den Tuilerien-Palast und da ihr Salon als Treffpunkt für die Königin und die Abgeordneten der Nationalversammlung diente, hielten die Leute sie für die Person, von der all die Intrigen ausgingen. Nach einer Reise nach England 1791, um Hilfe für die Königsfamilie zu erbitten, kehrte sie in die Tuilerien zurück. Dort setzte sie ihre Dienste für die Königin bis zum 10. August 1792 fort, als sie zusammen im Temple gefangengesetzt wurden.
Am 19. August wurde sie ins Gefängnis La Force überführt. Als sie sich weigerte, den Schwur gegen die Monarchie abzulegen, wurde sie am 3. September während der Septembermorde dem Pöbel übergeben, der sie misshandelte, brutal ermordete und ihren Kopf auf einer Pike vor den Fenstern des königlichen Gefängnisses umhertrug. Ihrem Schwiegervater gelang es, ihren Körper zurückzuerhalten und in der Chapelle Royale zu Dreux bestatten zu lassen.


Das ovale Gemälde ist möglicherweise das Portrait einer jungen, unbekannten Frau, es ist aber aus der Zeit und sieht der jungen Prinzessin ähnlich.
Der obige Text wurde z.T. Wikipedia entnommen

19. August 2009

Christine Böhm in Lady Oscar






In diesem Monat jährt sich der Todestag von Christine Böhm zum 30.mal. Sie war eine junge, talentierte Theaterschauspielerin aus Wien, die leider viel zu verstarb. So wie Ihr Vater Maxi Böhm war sie ein begabter aber melancholischer Menschenyp. Ihr Vater war eine beliebter Komödiant und durch das Fernsehen in ganz Österreich jedermann bekannt.
Max Böhm überwandt es nie, daß seine Tochter so früh bei einem Wandrsausflug unglücklich zu Tode kam und verstarb an einen Herzinfarkt, 1983 am 26. Dezembar . Der ältere Bruder von Christine, wählte 1980 den Freitod. Allgemein sagte man, Max Böhm starb an gebrochenen Herzen über den Verlust seiner Kinder.


Besonder interessant ist, daß die Schauspielerin Böhm, in Ihren letzten Kinofilm „Lady Oscar“, aus dem Jahr 1979 die Köngin Marie Antoinette darstellte.
Vielleicht wird zum Gedenken an diese Schauspielerin, der Film im Fersehen wieder einmal gezeigt.

3. August 2009

Das Schicksal der Boussole und Austrolabe


Im Jahre 1775 verließ eine Expedition unter dem Kommando von Jean-Francois Galaup de Lapérouse die Häfen von Brest in Frankreich. Die zwei Fregatten der Entdeckungsreise, die „Bousolle" und „Astrolabe“ verunglückten im März des Jahres 1788 an einem Riff der damals unbekannten Insel Vanikoro. Seither hat die Legende nie aufgehört, die Seefahrer zu faszinieren, und es wurden zahlreiche Expeditionen zur Suche nach den Schiffbrüchigen organisiert.
Der genaue Seeweg der Expedition konnte nur dank eines verzweifelten Kampfes von Seeleuten um die wirklichen Geschehnisse, offengelegt werden. Die eigentliche Zielsetzung dieser von Ludwig dem XVI. geplanten Expedition war die Ergänzung der bereits von James Cook gewonnenen Geographie des Pazifischen Ozeans.

Entdeckungsreise auf See

Die Rahmenbedingungen waren im Frankreich des 18. Jahrhunderts sowohl politisch als auch wissenschaftlich gesehen denkbar günstig für diese Entdeckungsreise. Jean-Francois Galaup de Lapérouse wurde zum Kapitän der „Boussole" wegen seiner Verdienste im amerikanischen Freiheitskampf und seines Umgangs mit den englischen Gefangenen ernannt. Er gewährte nämlich zwei gefangen genommenen englischen Prinzen eine sichere Rückreise aus Nordamerika im Austausch gegen französische Gefangene. Als Kapitän der „Astrolabe" wurde Paul-Antoine Fleuriot de L'Angle ausgewählt, der Lapérouse im Krieg kennen gelernt und eine ähnliche Karriere durch die Ränge der Marinesoldaten bis zum Kapitän durchlaufen hatte.

Die Mannschaft wurde aus 17 Wissenschaftlern, Künstlern, Ingenieuren und einem Gärtner zusammengestellt. Die Schiffe wurden - abgesehen von der gewöhnlichen Ausrüstung, Segeln, Ballast, einem Anker und weiterem - mit Lebensmitteln und Objekten zum Tauschhandel mit den Eingeborenen beladen.

Auf den Zeichnungen von Gaspard Duché de Vancy, der während der Reise mit an Bord gewesen ist, finden sich Eingeborene der Pazifikküste mit ihren Traditionen, ihren Trachten und ihrer Kultur. Die Sammlung an Kartenzeichnungen und Malereien werden durch Meeresmuscheln, Mineralien und Gebrauchsgegenstände der Indianer wie auch Perlen und Glasknöpfe für den Tauschhandel ergänzt. Die zeichnerischen Meisterwerke nähern sich in ihrer Aussagekraft den schriftlichen Aufzeichnungen - sie präsentieren uns die beiden Dramen, die sich in dieser Expedition ereignet haben:

Die Expedition hat an der „Port des Francais", der heutigen Bucht von Lituya in Alaska, 21 Mann in einem Langboot in schwerer Meeresströmung verloren. Das zweite Drama ereignete sich vor der Insel von Maouna in Polynesien, bei dem Fleuriot de L'Angle von Eingeborenen aufgrund eines Missverständnisses mit der lokalen Bevölkerung umgebracht wurde.

Die Route der ‚Expedition ging über Brasilien nach Hawaii, an Alaska vorbei, nach Kalifornien, China, den Philippinen, Sibirien, Japan, Polynesien und Australien - die letzte Etappe vor dem Schiffbruch - .
Ab diesem Punkt begann die Legende, die erst in heutigen Tagen aufgeklärt werden, über versunkene Schiffe, Artefakte der Besatzung, Überlebende auf einer Insel und auch über Kannibalismus. Angeblich soll der letzte Überlebende erst 1803 nach Frankreich zurückgekehrt sein.

Um den wahren Verlauf der Expedition reihen sich eine Sammlung von Anhaltspunkten: Der irische Seefahrer Peter Dillon fand 1826 die ersten Indizien über den Schiffbruch und über ein Lager für die Überlebenden. Obwohl Durmont d'Urville glaubte, die „Astrolabe" gefunden und das Schiffsunglück aufgedeckt zu haben, blieb der wirkliche Ort des Schiffsuntergangs noch für lange Zeit im Dunkeln. Eine weitere Expedition fand 1883 einige Artefakte mit Hinweisen auf die beiden Schiffe. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts zeigte sich ein erneutes Interesse an diesen Schiffen.

Die Lösung des Rätsels

Die letztendliche Klärung dieser vielen Indizien sollte jedoch noch bis ins 21. Jahrhundert auf sich warten lassen: 1999 wurden die Überlebenden der Crew von L'Angle gefunden. In einer großen Austellung im Jahre 2008 konnten persönliche Gegenstände besichtigt werden: Eine Taschenuhr, ein religiöses Medaillon, verwitterte Schnürsenkel, einen Fächer, eine Bürste und eine Flöte, zerfallen in ihre Einzelteile. Im Jahre 2003 wurde ein Schiffswrack gefunden, aus dem ein Skelett geborgen werden konnte. Mit Hilfe moderner Technologie ist es durch eine Rekonstruktion seines Profils gelungen, diesen Verunglückten als einen Matrosen aus der Crew der „Boussole" zu identifizieren.



Schließlich wurde im Jahre 2005 durch ein entscheidendes Indiz zur Klärung der wirklichen Ereignisse in Form eines Sextanten vom Typ „Mercier" beigetragen. Dieses Artefakt konnte über Archive identifiziert werden und lieferte so den ausschlaggebenden Beweis, mit Sicherheit das Wrack der „Boussole" und die Überlebenden der „Astrolabe" gefunden zu haben.

Text erschien in Epoche Times Deutschland Nr. 25/08

20. Juli 2009

Château de Rambouillet


Das Schloß Rambouillet bei Paris war ab 1783 in Besitz von Ludwig XVI.
Er kauft das Anwesen mit den Jagdgründen von insgesamt 200 Quadratkilometern von seinen Cousin duc de Penthièvre.
Der befestigte Wehrturm ist das Wahrzeichen des Schlosses und François I. verstarb am 31. März 1547 in dieser Feste.
Das Schloß Rambouillet befindet sich etwas 50 Kilometer südwestlich von Paris. Der Ursprung des Schlosses geht in das Jahr 1368 auf seinen Erbauer Jean Benier zurück.
Louis Auguste suchte eine Nebenresidenz für seine größer gewordene Familie und das reiche Jagdgebiet gab den Ausschlag zugunsten Rambouillet.
Marie Antoinette rief beim ersten Anblick des altertümlichen Schlosses:
"Comment pourrais-je vivre dans cette gothique crapaudière!"´*
Um die Königin versöhnlich zu stimmen betraute Louis Auguste, Huber Robert mit dem Bau einer Meierei bei Schloß Rambouillet.
Robert entwarf die Meierei als kreisrundes Gebäude. In der Mitte steht eine Statue der Nymphe Amalthea, die Zeus Ziegenmilch zu trinken gibt. Rings an den Mauern befinden sich weiße Marmormedaillons mit ländlichen Motiven wie Melken, Buttern Schafschur und Salzverteilung, außerdem zwei längliche Flachreliefs aus weißem Marmor mit klassischen Kinder- und Tierszenen. Die Themen waren offensichtlich speziell für Antoinettes Geschmack gewählt. Der französische Bildhauer, Pierre Julien, den Ludwig mit diesen Arbeiten beauftragt hat, schuf hier ein Meisterwerk spielerischer Unschuld.
Das Schloß hatte neben der Meierei eine bis in die heutige Zeit berühmte Merinoschafzucht.
Seit 1896 ist Rambouillet Sitz der französischen Präsidentschaft und öffentlich zugänglich.



*Das Zitat ist nicht eindeutig Marie Antoinette zuzuschreiben
Wörtlich übersetzt heißt es:
Wie soll ich in dieser mittelalterlichen Krötengrube leben?
Meine Übersetzung lautet:
Wie soll ich in diesen alten Dreckloch leben?

19. Juli 2009

Claude-Joseph Dorat

LES BAISERS

Quand neuf baisers m’auront été promis,
Ne m’en donne que huit, et, malgré ta promesse,
Soudain, échappe, ma Thaïs.
En la trompant, augmente mon ivresse:
Cours te cacher derrière tes rideaux ,
Dans ton alcove, asyle du mystère,

Sous l’ombrage de tes berceaux ;
Fuis, reparois, et ris de ma colère,
De berceaux en berceaux, de réduit en réduit,
J’épîrai de tes pas la trace fugitive,
Je t’atteindrai, tu seras ma captive :
Le bonheur double alors qu’on le poursuit.

Défends - toi bien, résiste avant que de te rendre ;
J’aurai beau gémir, t’accuser ;
Détourne avec art le baiser,

Quand ma bouche, avec art, sera prête à le prendre.
C’est ainsi qu’il est doux de se voir abuser.
Les huits premiers, accordés par toi-même,
Mettront le comble à ma félicité ;
Mais je mourrai de plaisir au neuvième,

Et sur-tout s’il m’est disputé.

VOM KÜSSEN

Hast du mir neun Küsse auch zugedacht,
Sollst trotz des Versprechens mir acht nur gewähren.
Rasch Thaïs, dann auf und davon dich gemacht!
Die Täuschung wird nur meinen Rausch noch mehren:
Lauf hinter den Vorhang, dich zu verstecken,
In deinem geheimnisdunklen Gemach,

Wo des Alkovens Schatten dich decken.
Flieh und komm wieder, mein Schmollen verlach!Von Versteck zu Versteck, von Laube zu Laube
Werd` ich deine flüchtigen Schritte erspähn,
Bald bist du gefangen, schon ist es geschehn,
O doppeltes Glück, wenn so ich mir´s raube.
Wehr gut dich, und sträub dich, eh schließlich du mein,
Laß ruhig seufzen und klagen mich,
Entziehe listig den Küssen dich,

Wenn listig mein Mund ein Räuber möchte sein.
Oh, süß sind solche Betrügerei´n!
Die ersten acht Küsse, wie´s abgemacht war,
Sie haben das höchste Glück mir gebracht;
Doch sterb ich vor Lust bei dem neunten gar,

Besonders wenn er mir streitig gemacht!


Dorat, geboren 1734, gestorben 1780 in Paris, war Jurist, wandte sich später der Literatur zu, begründete das Journal des Dames. Er schrieb Trauer- und Lustspiele, Romane, Fabeln und zahlreiche kleinere Dichtungen, von denen die "Epitres" und die galanten "Baisers" volkstümlich geworden sind.
Sein erotischer Briefroman "Sacrifices de l´amour" aus dem Jahr 1771 - Le sacrivices de l´amour ou lettres de la vicomtesse de Sennages et du chevalier de Versenay", wurde von duc de Lauzun besonders genannt. Er las Madame Czartoryska daraus vor und sah darin viele Gemeinsamkeiten mit seinem Leben und dem der Fürstin, die seine Geliebte war.

10. Juli 2009

Der Sturm auf die Tuilerien - Teil II.


In einen früheren Post habe ich euch schon die Ereignisse des 10. August 1792 aus dem Blickwinkel de Schweizer Garde berichtet. Jetzt habe ich interessante Dialoge dieser dramatischen Ereignisse gefunden, die ich euch vorlegen möchte.

Zur Erklärung:
Am 10 August wurde der königliche Palast der Tuilerien in Paris vom aufgebrachten Pöbel gestürmt. Für die Bewachung des Königs und seiner Familie waren 900 Schweizergardisten, 200 Edelleute und einige Kompanien treuer Nationalgardisten bereit. Die Familie flüchtete in die Nationalversammlung und die zurück gelassenen Truppen wurden massakriert oder festgenommen. Nur wenige entgingen diesen Gemetzel.
Da der König zu diesem Zeitpunkt keinerlei politische Macht mehr besaß, war der einzige Zweck der Erstürmung, die Tötung des König und seiner Familie.



Gegen 7 Uhr füllt eine kompakte Maße den Vedome-Platz und Feuillanten Terrasse.
Der Vortrab des Aufruhrs rückt über den Carrousellplatz; schon sind einige berittene Banditen auf der Zinne der Mauer, beobachten alles und rufen ihre Kameraden. Die Municipialbeamten lassen sich mit ihnen ins parlamentieren ein; ein großes Geschrei erwidert: „Absetzung oder Tod!“, Die Muncipalbeamten, der Oberkommandant, der Generalprokurator sind demoralisiert; sie gehen zum König hinauf. Schon in der Nacht hatte Roederer das Gutachten abgegeben, in die gesetzgebende Versammlung zu gehen.
„Mein Herr,“ hatte Marie Antoinette stolz geantwortet, „es sind Streitkräfte hier; es ist endlich Zeit zu erfahren wer die Oberhand behalten wird, der König und die Konstitution oder der Aufruhr.“ Der Generalprokurator hatte sich verneigt, aber seine Ansicht nicht geändert. Diesmal nehmen die Municipalbematen das Wort:
„Sire,“ sagt Leroux „der einzige Entschluß, den man fassen kann ist sich in die Mitte der Nationalversammlung zu flüchten; man muß sofort gehen.“
„Sie glauben das?“ antwortete Ludwig
„Ja Sire; Eure Majestät das Gegenteil sagen, hieße Sie verraten.“
Marie Antoinette springt auf. In der gesetzgebenden Versammlung ein Asyl such, in jener Versammlung, die nichts getan hat, um den Aufruhr vorzubeugen, das Schloß verlassen, dem Kampf entsagen, das hieß doch seine Absetzung unterzeichnen, das hieß doch abdanken!
„Wir sollen uns in die Nationalversammlung zurückziehen,“ sagte sie mit zitternder Stimme; „daran denken Sie?“- „Ja, Madame, die Nationalversammlung ist das einzige, was das Volk respektieren wird.“
Gegen halb 8 Uhr kommt Roederer*, an der Spitze des Direktoriums, und sagt zum König: „Sire, Eure Majestät dürfen nicht fünf Minuten verlieren; es gibt für Sie nur in der Nationalversammlung Sicherheit.“ – „Aber,“ sagt der König „ich habe beim Carroussel nicht viele Leute gesehen.“ – „Sire es sind dort zwölf Kanonen und es kommt eine ungeheure Menge aus den Faubourgs.“
Marie Antoinette wallt das Blut in den Adern. Sie wendet sich zu ihren treuen Dienern und ruft: „Nagelt mich an diese Wände, ehe ich mich dazu erkläre, sie zu verlassen.“ Ein Mitglied des Departements, den sie gut kennt, den er ist ihr Spitzenhändler, Gendret, will Roederers Ansicht unterstützen. „Schweigen Sie, mein Herr,“ sagt die Königin heftig zu Ihm, Lassen Sie den Generalprokurator reden; Sie sind der Einzige, der hier nicht sprechen darf; wenn man Böses getan hat, darf man sich nicht so stellen, als ob man es wieder gutmachen wollte.“
Dann sich an Roederer wendend: sagte sie: „Aber, mein Herr, wir haben Streitkräfte.“ – „Madame, ganz Paris ist auf dem Marsch, die Aktion ist nutzlos, Widerstand unmöglich. Sollen Sie sich verantwortlich machen für das Niedermetzeln des Königs, Ihrer Kinder, Ihrer selbst, mit einem Worte der treuen Diener, die Sie umgeben?“ - „Gott bewahre!“ antwortete die tapfere Frau, „möge ich im Gegenteil das einzige Opfer sein!“ Aber ihre Erregung ist so heftig, daß, erzählt eine Augenzeugin, „ihre Brust und ihr Gesicht zitterte.
„Sire,“ hebt der Generalprokurator wieder an, „die Zeit drängt, wir richten keine Bitte mehr an Sie, wir nehmen uns nicht mehr die Freiheit, Ihnen einen Rat zu erteilen; wir haben in diesem Augenblicke nur einen Entschluß zu fassen: wir bitten Sie um die Erlaubnis, Sie fortzuziehen.
Ludwig blickt einen Augenblick Roederer an und entschließt sich endlich und sagt: „Wohlan, weil es sein muß, geben wir noch diesen letzten Beweis von Selbstaufopferung.“
„Ja“ antwortet die Königin, „es ist das letzte Opfer; aber, fügte sie hinzu, auf ihren Gatten und Sohn weisen, „Sie sehen dessen Gegenstand:“ Dann sagte sie zu Roederer:
„Mein Herr, Sie sind verantwortlich für die Person des Königs, Sie sind verantwortlich für die meines Sohnes.“
„Madame,“ entgegnete Roederer, „wir machen uns verantwortlich, an ihrer Seite zu sterben; das ist alles, was wir verbürgen können.

*Louis-Pierre Roederer *1754 - Minister und Mitglied der französischen Akademie