12. Dezember 2010
Die Kinderstube Heinrich IV.
Heinrich vergötterte seine Kinder. Eines Tages spielte sich im Louvre eine Szene ab, deren bildliche Darstellung für die Kupferstecher eine weitere Geschichte darstellte, die im Bild festgehalten werden mußte:
Der spanische Gesandte betritt das Gemach des Königs, wohin er zur Audienz gebeten wird. Er hat sich für diese wichtige Gelegenheit mit Sorgfalt gekleidet, der Degen blitzt an seiner Seite, die Ordenskette schaukelt auf seiner Brust, den Hut in der Hand, bleibt er verdutzt an der Schwelle stehen:
Heinrich befindet sich nicht hinter seinem Arbeitstisch sondern krabbelt auf allen Vieren, den kleinen Louis auf dem Rücken durch das Zimmer.
„Habt Ihr Kinder, Herr Gesandter?“
„Gewiß, Sire.“
„In diesem Fall kann ich die Runde beenden“, meint der König befriedigt und nimmt die Reitübung wieder auf.
Henri ist vielleicht kein idealer Ehemann, aber als Familienvater unersetzlich, zärtlich und aufmerksam Selbst die wichtigsten Staatsgeschäfte können ihn nicht davon abhalten, mit seinen Kindern – die ihn Papa und nicht, wie es damals üblich war mit „Monsieur“ ansprachen, spazierengehen, spielen und zu plaudern.
Heinrich nimmt am täglichen Leben seiner Kinder teil, ist bei ihren Mahlzeiten gegenwärtig und ist besorgt wenn die Kinder krank sind.
„Ich bin beunruhigt“ schreibt er 1608, „denn meine Kinderstube gleicht einem Spital: Meine Tochter Verneuil hat die Masern, mein Sohn Orléans den Keuchhusten. Gestern mußte der Dauphin zweimal erbrechen und jetzt fängt auch noch meine Tochter mit Fieberr an ... gebt zu, daß ich ein geprüfter Vater bin.
Seine Erziehungsmethoden sind von durchgreifender Art, so wie man ihn als Kind erzogen hat. Bei dem Dauphin muß man die Rute gebrauchen, findet er, „denn er hat einen dicken Schädel ... Hat Mutter Gla (Madame Montglat) meinen Sohn auch ordentlich verhauen? Sie soll es tun, denn ich habe auch manche Tracht Prügel bezogen, was mir sehr gut bekam“.
Eine Tages bekommt der Prinz (Louis XIII.) dafür, daß er einem armen Sperling den Kopf zerquetschte, die Rute zu spüren, was die Königin (Maria von Medici) für übertrieben hält.
„Madame, antwortete ihr der König, „schickt ein Stoßgebet zu Himmel, daß ich lange lebe. Wenn ich einmal nicht mehr bin, wird er Euch mißhandeln!“
Merkwürdige Vorahnungen, die sich später – nicht grundlos – bewahrheiten sollen.
Im Schloß Saint-Germain wurden die meisten seiner Kinder geleichzeitig erzogen. Auch die illegitimen Kinder seiner Mätressen. Der König bestand darauf daß die drei Kinder von Gabrielle d´Estrées, zwei von Henriette d´Entragues und zwei von Jaqueline de Bueil und Charlotte des Essart – zusammen mit den Kindern aufgezogen werden, die ihm Maria de Medici schenkte: dem Thronfolger Louis, Elisabeth, der späteren Königin von Spanien, die 1602 geboren wurde, Christine von Frankreich, 1606 geboren und zukünftige Herzogin von Savoyen, Nicolas, der nru von 1607 bis 1611 lebte, Gaston von Orléans, dem 1608 geborenen, der seinen Bruder, den späteren Louis XIII., das Leben schwer machen wird, und schließlich Henriette, die erst 1609 das Licht der Welt erblicken wird und Karl I. von England heiraten sollte. Diese „kleine Truppeneinheit“ von Saint-Germain, wie Maria das Völkchen nannte, stammt von fünf verschiedenen Müttern!
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