11. Mai 2008
200 ans de musique à Versailles
Mehr und bessere Musik vom Französischen Hof, kompakt in einer kleinen CD-box gesammelt ist nicht zu finden.
Bei dem Amazon Marketplace-Händler azurclassic.de habe ich die Box um 57,90 zuzüglich 6 Euro Transportkosten, direkt aus Paris erhalten
Ich habe euch eine Inhaltsbeschreibung des
Duc de Berry aus dem letzten wahren Marie Antoinette Forum beigefügt:
zum Originallink
Die Ausführenden gehören zur absoluten Creme der Alten Musik :
William Christie / Olivier Schneebeli / Les Folies Francaise / Ensemble Baroque de Limoges / Le Concert Spirituel / Les Agremens / La Grande Ecurie et la Chambre du Roy / Les Musiciens du Louvre u.v.a
Die Interpretationen, das Repertoire, es stimmt einfach alles – besser kann man es kaum machen – diese 20 CD’s zeigen in vorbildlicher Weise was für ein großartige Musikerbe Frankreich besitzt und pflegt.
Diese Box ist auch für diejenigen geeignet die bisher noch kaum Berührung mit dieser Musik hatten, denn umfangreicher und in besserer Qualität wird man so etwas nicht finden, zumal für den wirklich günstigen Preis.
Die Tracklisten und Booklet-Texte sind auf einer zusätzlichen CD als PDF Dateien abgespeichert.
Es gibt noch einen zusätzlichen Text mit etwas Bildmaterial, der Einblicke in die Geschichte der Musik am schönsten Hof Europas gibt.
Allerdings alles in französischer Sprache.
Hier die 20 CD’s im Überblick. Die CD’s sind thematisch geordnet und die Papphüllen ziert das entsprechende Portrait des Königs, an dessen Hof die Musik gespielt wurde:
CD 1: Louis XIII „Les Salons Précieux du premier Baroque"
Hier werden « Airs de Cour » von Anthoine Boesset und Lautenstücke meisterhaft von Monique Zanetti (Sopran) und Claire Antonini (Laute) vorgetragen.
Boesset war unter Louis XIII derjenige der in Sachen Musik zu sagen hatte.
CD 2: Louis XIII „Musiques de Cour au Temps de Louis XIII“
Eine ganze Sammlung von mehrstimmigen Liedern von Boesset, Richard, de Chancy, Moulinie, Lambert und Laquemant werden hier angestimmt.
Dazu gibt es noch Cembalowerke von J. Champion de Chambonnières und einiges anderes.
Ein tolles Programm, dargeboten vom „Il Seminario Musicale“ mir Gerard Lesne
CD 3: Louis XIV „Lully, Créateur de l’Opéra Francaise"
Auf dieser CD werden Auszüge aus zwei Hauptwerken Lullys, dem wichtigsten Komponisten am Hofe vorgestellt :
Isis (1677) und Amadis (1684)
Die Auszüge sind meisterhaft, allein die Airs des Combattans mit den schmetternden Trompeten aus Amadis lassen den Pomp des Sonnenkönigs zumindest akustisch wieder auferstehen. Lange bevorzugte ich die alte Aufnahme von R. Leppard, kein anderes Ensemble konnte dieser Einspielung das Wasser reichen. Aber Schneebeli hat diesen Fanfaren den Galnz mit alten Instrumenten verliehen, den sie verdienen.
Der Chor ist einfach fabelhaft – und die Chor-Chaconne aus Amadis könnte kein würdigere Abschluss dieser CD sein, meiner Meinung nach ist diese fast 15 minütige Chaconne die absolute Krönung aller Chaconnen und Passacaillen.
Die Ausführenden:
Veronique Géns / Les Pages et les Chantres du CMBV / Musica Florea / Schneebeli
CD 4 : Louis XIV « Lully et ses Successeurs à l’Académie Royale de Musique"
Hier werden die Lully Nachfolger an der königlichen Oper vorgestellt.
André Cardinal Destouches mit „Callirhoé"
Pascal Colasse mit « Achille et Polixène"
Jean Baptiste Lully mit "Persée"
Marain Marais mit seiner Chaconne aus "Sémélée"
Und Marc Antoine Charpentier mit seiner "Médée“
Es spielt das Concert Spirituel unter Hervé Niquet.
Für mich ist diese CD der Schwachpunkt der Box, denn die Interpretation Niquets stehe ich nicht gerade wohlwollend gegenüber.
Bestes Beispiel: aus Charpentiers Médée spielt er u.a. auch den Triumphmarsch aus dem Divertissement des ersten Aktes – die Paucken & Trompeten (die in der Partitur ausdrücklich angegeben sind) hört man überhaupt nicht und das Stück verkommt zu reinem Gedudel.
(Man vergleiche das mal mit den Airs von Lully die Schneebeli auf CD 3 eingespielt hat!
Tut mir leid, aber Niquet sollte sich einem anderen Metier widmen.
CD 5 Louis XIV „Concerts et Symphonies pour le Roi“
Hier werden 2 der 4 Concerts Royaux von Couperin von den « Folies Francoises » dargeboten, in wirklich wunderbarer Art und Weise.
Den zweiten Teil bilden die „Simphonies pour les Soupers du Roi“
Eine Suite von Delalande mit Stücken aus dem „Ballet Royal de la Jeunesse“ und den „Folies de Cardenio“
Diese Suite ist übrigens nicht in der Gesamteinspielung der Simphonie du Marais enthalten, da die beiden Ballette erst später in die Sammlung aufgenommen wurden.
Die Simphonie du Marais, wählte für ihre Gesamteinspielung die Sammlung von 1713.
Die zweite Suite stammt von Lullys ältestem Sohn und trägt den Titel:
„Concert donne au souper du Roi“ und ist eine wahre Rarität !
Gespielt werden die zwei wunderschönen Orchestersuiten von der « Musica Florea » unter der Leitung von Marek Strynel.
CD 6 Louis XIV „Le Triomphe de la Piété Baroque »
Hier geht es recht intim zu.
Das Troisième Lecon de Tenebres von F. Couperin, die wohl berühmteste Vertonung des frz. Barock wird hier von „Les Arts Florissants“ unter Christie zum besten gegeben.
Dieses Werk wurde allerdings in dieser Einspielung schon bei Erato mit den 2 anderen Lecons veröffentlicht.
Es ist jedenfalls sehr schön interpretiert, aber erreicht nicht ganz diese erschütternde Dramatik die Savall auf dem Album „Tous les Matins du Monde“ vorgelegt hat.
Dann werden Werke von Marc Antoine Charpentier vorgestellt, die „Litanies de la Vierge“ H. 83 und das Miserere H. 193
Es singt und spielt das Ensemble Jacques Moderne.
Jordi Savall hat diese Werke einmal beschrieben und darauf aufmerksam gemacht, wann und in welchem Kontext sie entstanden sind.
Die Regierung Louis XIV neigte sich ihrem Ende, Frankreich war ausgeblutet aufgrund der vielen Kriege und wenn man sich diese Zeit der allgemeinen Not vor Augen führt bekommen diese Werke eine ganz andere Bedeutung, sie sind in ihrer Art erschütternd.
Die Interpretation ist wunderbar – anders kann man es nicht sagen.
CD 7 „La Chapelle Royale au Temps de Louis XIV“
Das Collegium Vocale und das Ricercar Consort interpretieren zwei wunderschöne Motetten von Henri Dumont: Exultat animus und das Magnificat.
Schneebeli uns seine Musiker des CMBV sind mit DER Grand Motet schlechthin vertreten, dem „Miserere“ von Lully, das ja auch schon auf CD veröffentlicht wurde.
Den Abschluss bildet die Motette „De Profundis“ von Henri Desmarest, interpretiert vom Concert Spirituel unter Niquet.
Eine schön gemachte CD, die einen repräsentativen Einblick in die geistliche Musik am Hof von Versailles vermittelt, wie sie jeden Tag für den König gegeben wurde.
CD 8 Louis XIV „Messe et Motets pour les Paroisses“
Charpentier eröffnet die CD mit seiner "Messe des Morts à quatre voix“
Interpretiert vom Collegium Vocale und dem Ricercar Consort unter der Leitung von Philippe Pierlot.
Es folgt die festliche Motette „In Convertendo“ von Sebastien de Brossard.
Die Einspielung mit dem Ensemble Baroque de Limoges ist vor einigen Jahren schon bei Astrée erschienen.
Den Abschluss bildet eine der „Grands Motets Lorraines“ von Desmarest, eingespielt von William Christie und Les Arts Florissants.
Auch dieses Werk wurde früher schon auf CD veröffentlicht, bei Erato
Die Interpretationen sind auch hier wieder ganz phantastisch.
CD 9 Louis XV „Rameau à l’Académie Royal de Musique"
Da Lully eine eigene CD gewidmet wurde, muss man Rameau natürlich auch eine CD widmen. Und es wird auch gleich eines der Hauptwerke Rameaus vorgestellt, seine erste Tragèdie Lyrique, die er im Alter von 50 Jahren auf die Bühne brachte:
„Hippolyte et Aricie“
die Auszüge sind der Gesamteinspielung der Musiciens du Louvre unter Minkowski entnommen. Die Sänger sprechen auch schon für sich:
Jean Paul Fouchécourt, Veronique Géns, Bernarda Fink und Laurent Naouri.
Das Ensemble Talens Lyriques unter Rousset kommt ebenfalls zum Zug. Sie spielen Auszüge aus „Les Fêtes d’Hébée“ „Zoroastre“ und ebenfalls „Hippolyte & Aricie“
Eine sehr schöne CD, die Rameau absolut würdig ist.
CD 10 Louis XV „Divertissement pour le bien-aimé"
Auf der CD 10 ist eine « Petit Opera » ein Gemeinschaftswerk von Francois Francoeur, dem letzten Surintendanten der königlichen Musik unter Louis XV und Francois Rebel, dem Sohn des berühmten Jean Féry Rebel, aufgenommen worden:
Zélyndor, roi des Scythes
Die Interpretation ist absolut vorbildlich.
Die Abschluss Chaconne findet sich auch in der Sammlung „Musiques pour les Tables Royales du Festin Royal en 1773“ wieder, die von Louis XVI so sorgsam aufgehoben wurde.
CD 11 Louis XV "Divertissement pour le Théâtre des Petits – Appartements"
Hier wird ein Werk von Francois Colin de Blamont, dem Surintendanten der Musik des Königs unter Louis XV vorgetragen. Das Divertissement „Egine“, in einem Prolog und 2 Akten, das de Blamont für die Petits Appartements der Madame de Pompadour schrieb.
Madame de Pompadour sang recht häufig die Hauptrollen in diesen Privatstücken für Louis XV.
Beide Werke, Zerlyndor und Egine sind wirklich sehr schön interpretiert und Ersteinspielungen!
CD 12 Louis XV „Au Concert Spirituel“
Hier werden zwei Motetten vorgestellt, die bei Erato schon auf CD erschienen sind.
Die Grand Motet „Dominus Regnavit“ von Jean Joseph Cassanea de Mondonville
Und die Grand Motet « In Convrtendo » von Jean Philippe Rameau.
Die Einspielungen machte William Christie mit seinem Ensemble Les Arts Florissants – was soll man dazu noch sagen ? Einfach traumhafte Aufnahmen.
CD 13 Louis XV „La Chapelle Royale au Temps de Louis XV“
Diese CD bietet wieder ausschließlich unveröffentlichte Aufnahmen.
André Campra: Confitebor tibi domine
Jean Joseph Cassanéa de Mondonville: Nisi Dominus
Die beiden Motetten werden von dem Ensemble « Le Parnasse Français » gespielt.
Alles sehr schön gelungen.
Dazu gibt es Orgelwerke von Balbastre, Corette und Daquin, gespielt (auf der Schlosskirchen Orgel von Versailles) von Oliier Latry.
CD 14 Louis XV „La Renaissance de l’Orchestre Francaise“
Hier werden Instrumentalwerke von Delalande und Mondonville vorgestellt.
Auszüge aus dem Ballet Les Folies de Cardenio, meisterhaft gespielt vom Ensemble Baroque de Limoges. Diese Einspielung ist allerdings auch „vollständig“ auf CD erhältlich und von Mondonville zwei der Sonades en Simphonies die Minkowski mit den Musiciens du Louvre für Archiv eingespielt hat.
Beides wunderbare Aufnahmen.
CD 15 Louis XVI „Les Italiens à la Cour de France"
Die grandiose Capella della Pieta de Turchini spielt Auszüge aus Sacchinis Oper "Œdipe à Colone” und Didon, sowie Didone abbandonata von Piccinni.
Roberta Invernizzi singt ihre Koloraturarien mit gekonnter Leichtigkeit.
Beide Komponisten sollten unbedingt mehr Beachtung bekommen!
CD 16 Louis XVI „L’Opera Francais aux Portes du Romantisme“
Und schon wieder ein Spitzen - Ensemble das hier vertreten ist, Les Agremens unter Guy van Waas begleiten den Sänger Pierre Yves Pruot, der teils phänomenale Arien von Kreutzer, Monsigny, Lesueur und Philidor singt.
Das Ensemble spielt aber auch Instrumentalwerke, die Ouvertüre zu Sacchinis Dardanus und eine Ballettsuite zu Gossecs Sabinus.
Abgeschlossen wird die CD mit Werken von Grétry, welche von Isabelle Poulenard und dem Ensembles „Les Palladins“ ebenfalls in erstklassiger Weise interpretiert werden.
CD 17 Louis XVI « L’Essor de la Symphonie Francaise »
Hier werden vom Ensemble « Le Cercle de l’Harmonie » Sinfonien von Gossec, Le Duc und Rigel gespielt.
Von Gossec erklingt die schon vom Concerto Köln eingespielte Siymphonie concertante du Ballet Mirza (also das Allegro)
Von Le Duc wurde die Sinfonie in D-Dur ausgesucht und von Henri Joseph Rigel, die wunderbare Sinfonie in d-moll.
CD 18 Louis XVI „Les Premieres Heures du Pianoforte“
Ich hatte ja schon mal angemerkt, dass ich diese CD für überflüssig halte, die Prélude von Balbastre ist offensichtlich für das Cembalo geschrieben worden und Einspielungen der a-moll Sonate von Mozart und seinen frz. Variationen gibt es auch genug.
Und trotzdem, so gut wie Staier die Werke spielt habe ich sie noch nie gehört – ganz große Klasse!
CD 19 Louis XVI « Les Salons de Versailles au Temps des Lumières »
Kammermusik vom Feinsten, ausgeführt von einem mir bisher unbekannten Ensemble, dem „Quatuor Cambini“ das natürlich auf alten Instrumenten spielt. Verstärkt wird das Quartett durch Alexis Kosseko (Traversflöte).
So werden Quartette für Flöte von Devienne und Boccherini und reine Streichquartette von Cambini und Vachon gespielt.
Eine ganz hervorragende Darbietung, auf diesem Sektor ist bisher sehr wenig einem größeren Kreis bekannt, das sollte sich schnellstens ändern !
CD 20 Louis XVI « Les Nouveaux Accents de la Foi au Temps de Louis XVI »
Geistliche Musik am Hofe Louis XVI, schon das allein ist eine Rarität, wenn sie dann noch so wunderbar interpretiert wird ist das ein doppeltes Vergnügen.
Es erklingen zwei Grands Motets, die bei K617 schon auf CD veröffentlicht wurden:
Gossec: Terribilis est
Giroust: Benedic anima mea
Choeur de Chambre de Namur / Les Agremens / Malgoire
Dann das « Oratorium » La Sortie d’Egypte von Henri-Joseph Rigel, das ebenfalls bei K617 schon veröffentlicht wurde und wirklich wunderbar gemacht ist.
Les Pages et les Chantres du CMBV / Les Folies Francoises / Schneebeli
Den Abschluss bilden 3 Orgelstücke, die wieder von Olivier Latry an der großen Orgel der Schlosskirche von Versailles gespielt wurden:
Noel suisses von Nicolas Séjan
Morceau pour les Flutes von Guillaume Lasceaux
Und als letztes Stück « La Marche des Marseillois et air ca ira » in der Version von Balbastre.
Fazit :
Besser geht es kaum, 20 CD’s mit Spitzenaufnahmen, die Creme der frz. Ensembles sind hier vertreten. Es werden einige der schönsten Stücke der frz. Barockmusik zumindest in Auszügen vorgestellt.
Diese Box ist nicht nur wegen des Preises ca. 50 – 60 Euro ein wahres Highlight, der Inhalt ist einfach der helle Wahnsinn. Ich bin davon mehr als begeistert und kann nur jedem raten – zuschlagen !!!
Denn hier wird wirklich ein wahres Feuerwerk aufgefahren. Das ganze musikalische Repertoire von etwa 1610 – 1790 wird abgedeckt, in fabelhaften Interpretationen, alle großen Komponisten sind vertreten, ein Haufen bisher nie eingespielter Werke, einfach nur grandios!
Alles im Allem – das Beste !
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1 Kommentar:
Hört sich sehr gut an. :)
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