2. Oktober 2009
Sacrificium - die vergessene Welt der Kastraten
Mit ihrem neuen Album „Sacrificium”, das im Oktober veröffentlicht wurde, dürfte der Koloratur-Mezzosopranistin Cecilia Bartoli erneut ein interessantes Werk gelungen sein, weil sie wieder auf beeindruckende Weise eine musikalische Quelle auftut, die sonst eher vergessen bleiben wollte.
Die Bartoli wagt sich daran, den stimmgewaltigen Kastraten die Ehre zu erweisen. Die Interpretationen der Gesangsstücke kommen nicht an die gesangliche Leistung eines tatsächlichen Kastraten heran. Das hat Bartoli selbst zugegeben. Ich habe euch eines der wenigen Tondokumente des letzten Kastraten der päpstlichen Kapelle, Alessandro Moreschi beigefügt.
Der Gesang verbreitet einen angenehmen, gruseligen Schauer wenn man daran denkt, daß ein erwachsener Mann dieses Ave Maria singt. Die „Wiener Sängerknaben“, die auf ähnliche Weise ihr Publikum unterhalten sind ein musikalischen Überbleibsel aus den Tagen, als man junge Knaben ihre Männlichkeit raubte. Die Wiener Sängerknaben werden nach ihrem Stimmbruch, mit einer erstklassigen Musikausbildung und vollkommen unversehrt entlassen.
Als filmisches Werk empfehle ich euch den Film „Farinelli“ der in meiner Filmliste zu finden ist, und das Leben der beiden Kastraten Caffarelli und Farinelli beschreibt. Durch digitale Mischtechnik mit zwei unterschiedlichen Stimmen, eines weiblichen Sopran und einer männlichen Alt, wurde dieser Film zu einem gehörten Lehrbeispiel der gesanglichen Leistung von Kastraten.
„Sacrificium” versammelt in Cecilia Bartolis Hommage ein Dutzend Kastratenarien, wenig bekannter Komponisten und erinnert mit diesem traurig, schönen Werk an das tragische Schicksal vieler junger Männer. Über 4.000 Jünglinge fielen im 18. Jahrhundert jährlich aus Armut der Kastration zum Opfer, was ich persönlich für stark übertrieben halte und von der Sängerin im Album-Trailer verkündet wird.
Kastraten waren in Italien seit der Spätantike tradiert und im Einflußbereich der katholischen Kirche auch eine Zeit geduldet und nicht verboten. In anderen Ländern, wie insbesondere im Frankreich des Ancien Régime war die Kastration von französischen Knaben oder französische Kompositionen für das 3. Geschlecht unbekannt. Die Franzosen begnügten sich damit bekannte Kastraten nach Frankreich einzuladen.
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