1. Juni 2008

Maria Magdalena und Frankreich


Maria Magdalena,eine Figur mit der wir uns in diesen Beitrag beschäftigen, hat durch das Interesse von Dan Brown und seinem Roman, für einige Zeit großes Aufsehen verursacht.
Nur wenige Figuren der Geschichte geben reichlich Stoff durch Legenden und Erwähnungen an prominenter Stellen in den Evangelien und sind so wenig mit Fakten zu belegen wie die von Maria Magdalena.

Nur in wie weit lässt sich eine Verbindung von der historischen Figur aus den Evangelien zu der Geschichte Frankreichs herstellen?

Maria Magdalena in den Evangelien

Auf dem Fundament der offiziellen Evangelien kann man mit den modernen Arbeitsbüchern des Neuen Testaments recht gut vorankommen:
Maria Magdalena stammte aus dem kleinen Fischerdorf Magdala oder Migdal am Nordwestufer des Sees Gennesaret. Die Magdalenerin war offenbar unverheirater, finanziell unabhängig und führte ein selbstbestimmtes Leben. Die Begegnung mit Jesus bewirkte eine Abwendung von Ihrem bisherigen Lebensstil. – Bei Lk 8,2 finden wir folgenden Text:
„Einige Frauen, die er von den bösen Geistern und von Krankheiten geheilt hatte, begleiteten Jesus: Maria von Magdala, aus der sieben Dämonen ausgefahren waren; Johanna, die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes, Susanna und viele andere. Sie alle unterstützten Jesus und die Jünger mit dem was sie besaßen.“ Auffällig ist, dass Lukas der gerne das Ideal der Armut hervorhebt, an dieser Stelle nur vermögende Frauen nennt, die überdies in Beziehung zum Haus des römischen Hauses des Herodes, des Landesherrn Jesus, stehen.
Weiters hatte Jesus, Maria Magalenas Bruder Lazerus, von den Toten erweckt.
Die Neuorientierung bei Magdalena ist so nachhaltig, dass sie von jetzt an ständig seine Nähe sucht. Sie nimmt das Leben der Jünger auf sich, und ist bei Jesus, als er zum letzten Paschafest in Jerusalem einzieht. Sie ist wohl auch Zeugin als Jesus öffentlich von Pilatus verhört wir, und sie folgt ihrem kreuztragenden Herrn bis an den Ort der Hinrichtung. Die Römer die die Angehörigen eines Verurteilten möglichst weit vom Kreuz fernhielten, konnten die Entschlossene nicht davon abbringen, dass sie nahe bei ihren Meister und Retter bleiben wollten. Alle vier Evangelisten bezeugen, dass Maria Magdalena beim Kreuz stand und dort eine Art Ehrenwache hielt. So wurde sie auch Zeugin, dass Jesus in das Einzelgrab des Josef von Arimathäa gelegt wurde. – Hier wollen wir nur auf den erstaunlichen Umstand hinweisen, dass die ersten Personen, denen sich der Auferstandene zeigt, Frauen waren. Diese Frauen blieben, anders als die Apostel, ihrem Meister auch in dieser Stunde der Gefahr eng verbunden und hielten ihm über den Tod hinaus die Treue.
Über den weiteren Lebensweg von Maria Magdalenas ist in den Evangelien nicht mehr zu finden.

Die Entstehung von Legenden:

Da wir jetzt die neutestamentarischen Überlieferungen, die Zeugnis über Maria Magdalena verlassen, die streng historisch wenig Wahrheitsgehalt bieten.
Für die frommen Christen des Mittelalters, die vorwiegend Erbauung suchten, waren biblische Gestalten schon immer exemplarische Figuren, mit denen man sich identifizieret hat. Das heißt man hat diese Figuren nicht primär objektiv betrachtet als Personen, die ihr ganz persönliches Schicksal durchlebt haben. Man hat sie eher als Typen gesehen, als anziehende oder abschreckende Beispiele, die einem sagten: So hättest du auch sein können. Stelle dir vor, du wärst Jesus begegnet, als Mann oder Frau, wie hättest du ihn erlebt. Wie hättest du sein Leben, sein Scheitern seinen Tod und seine Auferstehung gesehen?
Aus solchen Einstellungen heraus hat man biblische Gestalten meditiert, ihr Verhalten Jesus gegenüber durchdacht und ausgeschmückt.
Streng historisch betrachtet mögen Heiligen-Legenden ohne Wert sein, sie sind ja keine Protokolle realer Ereignisse, Aber sie verraten sehr viel über den Seelenzustand derer, die diese Legenden entwickelt und geglaubt haben.
Die heilige Magdalena an sich ist uns kaum mehr zugänglich auch die wenigen Hinweise der Evangelisten sind alle subjektiv gefärbt, und die habe größeren Einfluss auf christliche Gemüter ausgeübt als die Auskünfte der historischen Forschung.

Außerbiblische Fortsetzung

Im weiteren Verlauf entfernt sich die Legende immer mehr aus der biblischen Umwelt. Nach der Steinigung des Stefanus, als allmählich eine Christenverfolgung in Judäa einsetzten, wurde Maria und Marta und Lazarus, die Geschwister waren auf ein Schiff gebracht und auf das offene Meer hinausgestoßen, damit sie dort ums Leben kämen. – Aber durch Gottes Fügung gelangte da Schiff nach Marseille, wo man sich gegen die Schiffbrüchigen zunächst gar nicht freundlich zeigt. Marta, Maria und Lazarus, (der Lazarus den Jesus wieder zum Leben erweckt hatte!), kampierten in der Nähe eines Tempels.
Als nun die Bewohner kamen, um ihren Göttern zu opfern, trat ihnen Maria als christliche Missionarin entgegen. Durch die Schönheit ihres Antlitzes und die Süße ihrer Rede machte sie großen Eindruck auf die Leute. Eines Tages kam auch der Fürst des Landes mit seiner Gemahlin zum Tempel, um zu opfern, denn er wollte die Götter bitten, dem Herrscherpaar endlich Kinder zu schenken, Natürlich predigte Maria auch diesem Paar den wahren, christlichen Glauben. Und wie zu erwaten, bekam der Fürst bald einen Sohn, Nun kümmerte er sich darum, dass die Fremden endlich menschenwürdig untergebracht wurden, dann bekehrte er sich zum Christentum, zerstörte die Tempel und baute christliche Kirchen. Und der Flüchtling Lazarus wurde in seinen alten Tagen noch Bischof von Marseille.
Maria Magdalena aber zog sich immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück Es drängte sie zu einem Leben in Beschauung und sie ging als Einsiedlerin in die Wildnis.
Irdische Nahrung brauchte sie nicht mehr, Sie wurde siebenmal am Tag von den Engeln in die Lüfte erhoben, wo sie die Lobgesänge der himmlischen Heerscharen vernahm. Äußerlich lebte Maria fast wie ein Tier unter Tieren, und die Legende unterstreicht diesen Zug, indem sie ihr ein Fellkleid zuschreibt, das allmählich ihren ganzen Körper bedeckt, und das man gelegentlich in spätmitteralterlichen Darstellungen antrifft.
Als einmal ein Priester, der ebenfalls als Eremit lebte, bei Maria Magdalena vorbeikam, fand er sie in ihrer Zelle eingeschlossen. Er gab ihr seinen Mantel, den legte sie sich um und ging mit dem Priester in eine Kapelle. Dort empfing sie das hl. Abendmahl und entschlief neben dem Altar.

Achthundert Jahre später


Zurzeit von Kaiser Karl dem Großen lebte in Burgund ein frommer Herzog mit Namen Girard. Weil er keine Nachkommen hatte, verwendete er sein Vermögen für den Bau von Kirchen und Klöstern und zur Fürsorge für die Armen. – Als er das Kloster Vèzelay gegründet hatte, schickte er einen Mönch aus, damit der die Gebeine der seligen Maria Magdalena hole. Die Stadt Aix, in der Maria ihre letzte Ruhe gefunden hatte, war inzwischen zerstört worden, aber der Mönch entdeckte ein Grab mit Reliefs, die das Leben Marias Darstellten. Er öffnete es und nahm die Reliquien an sich. – Die Heilige erschien ihm in der Nacht und ermutigte ihn, das begonnene Werk zu Ende zu führen. Da machte der sich der Mönch auf den Heimweg. Aber als er nur noch eine halbe Meile von seinem Kloster entfernt war, konnte er die Reliquien nicht mehr von der Stelle bewegen. Der Abt und der ganze Konvent mussten der Heiligen entgegengehen und die Gebeine mit großen Ehren zu der neuen Ruhestätte geleiten- So weit die Grundzüge der frommen Erzählung.
Durch diese Erzählung konnte man den Wallfahrern die nach Vezaly kamen die Entstehung des Heiligtums erklären und durch Legenden, dies es mit wunderbaren Gebetserhörungen zu tun haben soll das Vertrauen des Pilgers geweckt und gestärkt werden.
Ob Maria Magdalena jemals Frankreich erreicht hat oder in wie weit die Legenden doch ein Körnchen Wahrheit enthalten bleibt jeden frei zu urteilen.













auszugsweise zitiert aus der Zeitschrift "im Land des Herrn" Franziskanische Zeitschrift für das heilige Land von Siegfried Grän OFM

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